Inmitten des landesweiten Schocks verbreiteten sich Falschmeldungen und Verschwörungstheorien rund um den Fall: Etwa, dass der Täter ein illegaler Einwanderer sei; ein bekennender Islamist, der erst vor kurzem den Ärmelkanal überquert habe und bereits vom Inlandsgeheimdienst MI5 beobachtet, aber nicht als gefährlich eingestuft wurde.
Über mehrere dubiose Online-Medien verbreitete sich sogar ein vermeintlich arabischer Name: „Ali al-Shakati“, was auf Deutsch jedoch nur so viel heißt wie „Ich muss in meine Wohnung“.
Rechtsextreme verletzen am Dienstag 39 Polizisten
Die Polizei war noch am Dienstag bemüht, die Online-Behauptungen zu entkräften – und zog damit den Zorn des Mobs auf sich. Rund um eine Mahnwache trauernder Angehöriger tauchten am Dienstagabend plötzlich hunderte Vermummte in Southport auf und marschierten in Richtung der städtischen Moschee.
Als Polizisten versuchten, die Männer aufzuhalten, brach das Chaos aus: Die Randalierer schnappten sich Ziegelsteine, Mülleimer, Straßenschilder und griffen die Beamten an. Am Mittwochmorgen waren die Straßen verwüstet, die Moschee beschädigt, ein Geschäft geplündert und ein Polizeiwagen in Brand gesetzt.
Insgesamt 39 Polizisten wurden bei der Straßenschlacht verletzt – und in demselben Krankenhaus behandelt, in dem sich die Ärzte bereits um die Opfer des Messermörders kümmern mussten.
Die Stimmung bleibt vergiftet
Ganz Großbritannien ist seither im Schockzustand, die politische Aufarbeitung der Geschehnisse läuft seither auf Hochtouren. Bei den Randalierern soll es sich offenbar um Anhänger der rechtsextremen „English Defence League“ handeln, wie der neue Premierminister Keir Starmer am Mittwoch in Southport erklärte.
Sie hätten die Morde „für ihre eigenen politischen Zwecke missbraucht“, „die trauernde Gemeinschaft beleidigt“ und würden schon bald „die volle Härte des Gesetzes“ spüren. Doch die Stimmung bleibt vergiftet: Als Starmer einen Blumenkranz niederlegte, riefen ihm Unbekannte aus der Menge Beleidigungen und rechte Parolen zu.
Daneben ging fast unter, dass die Polizei inzwischen mehr Fakten zum Täter bekanntgab: Der 17-Jährige soll als Sohn zweier ruandischer Christen in der walisischen Hauptstadt Cardiff geboren und in einem Vorort von Southport aufgewachsen sein. Er habe alleine gehandelt, die Tat sei wahrscheinlich nicht religiös motiviert gewesen.
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