Lob der Arbeitsfreude
Martina Salomon
22.03.24, 18:00Der Präsident des Roten Kreuzes hat dieser Tage einen wichtigen Satz gesagt: Pflegekraft zu sein, ist keine Katastrophe. Richtig – und wichtig! Schon lange hat man nämlich das Gefühl, dass sich ganze Branchen selbst mit Wonne kaputtreden.
Das Arbeiten in der Gastronomie, im Tourismus – furchtbar, alle werden ausgebeutet. Und dann kommen zum Beispiel tüchtige, fröhliche, gebildete junge Menschen aus Griechenland für die Skisaison nach Österreich, um Dienstleistung anzubieten, für die sich hier niemand mehr findet.
Die Vermittlung funktioniert übers Internet, ganz ohne AMS.
Auch das Arbeiten im Handel wird heruntergeredet, parallel dazu wandert die Kaufkraft blöderweise ohnehin zu chinesischen oder US-Plattformen ab. Und weil die ärztlichen Standesvertreter ihren erfüllenden Beruf lange schlechtgeredet haben, bleiben Kassenstellen unbesetzt.
Vor ein paar Tagen hat die Gewerkschaft Vida in einer gemeinsamen Demo mit Fridays for Future über die „untragbaren Arbeitsbedingungen“ für Buslenker geschimpft. Aber wird man, wenn stets nur gejammert wird, die Tausenden offenen Stellen im öffentlichen Verkehr besetzen können, die für die ersehnte „Klimawende“ nötig sind?
Selbst die Lehre, die international als Vorzeigebeispiel gilt, wurde so lange heruntergemacht, bis alle ins höhere Schulsystem geflüchtet sind und manche Berufe unnötig akademisiert wurden.
Natürlich ist der Kampf gegen unzumutbare Bedingungen Aufgabe der Sozialpartnerschaft. Angesichts des Arbeitskräftemangels haben schlechte Arbeitgeber aber ohnehin kaum Chancen, Mitarbeiter zu finden.
Das regelt der Markt. Immer mehr Arbeitnehmer wollen Teilzeit, nur bis Donnerstag und am liebsten im Homeoffice arbeiten. Geringeres Einkommen oder niedrigere Pensionen als Folge von Teilzeit schrecken niemanden mehr.
Das wird schon irgendwann der Steuerzahler ausgleichen. Abgesehen davon ist Mehrarbeit leider steuerlich ohnehin wenig attraktiv.
Am Ende muss der Wirtschaftsminister Arbeitskräfte von weit her holen, etwa aus Indonesien. Diese Bürger füllen nun mit asiatischer Emsigkeit Lücken und führen vor Augen, dass es in Österreich bisher zum Teil eine falsche Zuwanderungspolitik gab. Plus die falsche Einstellung.
Doch auch Sozialdemokraten haben in ihrer Geschichte die Arbeit immer als Teil der Menschenwürde betrachtet und nicht als Fessel, derer man sich möglichst schnell entledigen muss.
Vielleicht sollte es daher nicht nur die derzeit allgegenwärtigen Demos „gegen rechts“ (als linke Selbstvergewisserung) geben. Vielleicht sollte auch daran erinnert werden, dass sich Arbeitsfreude und Leistung wieder mehr lohnen müssen, weil sie ein Wert (und Voraussetzung) einer demokratischen Gesellschaft sind.
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