Alles hat seinen Preis

Alles hat seinen Preis
Die Alternativen zum Gas aus Russland werden die Bürger teuer kommen. Man darf gespannt sein, welcher Politiker das zugibt.
Wolfgang Unterhuber

Wolfgang Unterhuber

Heute, Donnerstag, soll laut Plan der ukrainische Energieminister German Galuschtschenko mit Ministerin Leonore Gewessler zusammentreffen. Thema wird das russische Gas sein. Denn das Gas aus Russland wird über eine Leitung durch die Ukraine nach Österreich transportiert. Problem: Das Transitabkommen zwischen Russland und der Ukraine läuft mit Jahresende aus. Dann wird die Ukraine kein russisches Gas mehr nach Europa lassen, sagt Galuschtschenko. 

Nachsatz: Außer es braucht jemand ganz dringend das Gas aus Russland. So wie Österreich zum Beispiel. Wird jedenfalls interessant, was Gewessler da zu Galuschtschenko sagen wird.

Im Dezember hat Österreich wieder 98 Prozent aller Gaslieferungen aus Russland bezogen. Schon seltsam. Seit Jahren wird hierzulande beim Thema Rohstoffe über die Abhängigkeit von einzelnen Staaten diskutiert, aber passiert ist nicht allzu viel. 2018 hat man bei der OMV sogar einen Vertrag mit den Russen abgeschlossen, wonach man Moskau Geld überweist, egal, ob die OMV von den Russen Gas will/braucht oder nicht. Vertragsdauer: bis 2040! Genialität sieht anders aus.

Nun scheint die schwarz-grüne Regierung immerhin im letzten Amtsjahr den Ernst der Lage erkannt zu haben und erweitert Gas- und Stromleitungsnetz (siehe Berichte auf Seite 3). Denn 98 Prozent Abhängigkeit wären auch im schönsten Frieden ein Klumpenrisiko, wie man dazu in der Fachsprache sagt. Und das ist so giftig, wie der Begriff klingt. Diversifikation, um im Fachjargon zu bleiben, ist also angesagt. Das Russen-Gas soll durch möglichst viele andere Anbieter ersetzt werden. Das könnte funktionieren. Die Speicher sind gut gefüllt, der Verbrauch sinkt. 

Aber bis man technisch völlig von Russland loskommt, ist es 2027. Wichtig ist nun, dass die Diversifikation besser gelingt als beim Öl. Da zählen autoritäre Regime (Kasachstan), politische Pulverfässer (Irak) und sogar ein Bürgerkriegsland (Libyen) zu Österreichs Lieferanten. Darüber sollte man auch einmal nachdenken.

Zurück zum Gas. Hier gilt es noch eine unbequeme Wahrheit auszusprechen, um die Experten und Politiker gerne herumreden: Es wird noch teurer! Gas aus der Nordsee oder aus den USA wird die Konsumenten mehr kosten. Dauerhaft. Das ist eben der Preis, den man für mehr Freiheit und weniger Erpressbarkeit bezahlt. Gerade deshalb wäre es schlau, wenn Österreich selbst beim Ausbau der alternativen Energien auf die Tube drückt. Aber das scheitert oft an diversen Bürgerinitiativen. Häufig wird damit argumentiert, dass Windräder und PV-Anlagen auf grünen Wiesen die Landschaft verschandeln. 

Es gibt einen Gesetzesentwurf, wonach hier das Landschaftsbild keine Rolle mehr spielen soll. Richtig so. Auch diesen Preis muss man zahlen.

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