Dass die Gewerkschaft einen Teil des Gewinn-Kuchens haben will, ist logisch. Das AUA-Management hat sich mit seinem Angebot laut eigener Darstellung „über die wirtschaftlich darstellbare Schmerzgrenze bewegt“. Inklusive Einmalzahlungen soll das Gehaltsplus für zwei Jahre bis zu 28 Prozent betragen.
Der Streit bei der AUA, egal ob man sich jetzt bald rasch einigt oder weiterhin wochenlanges Chaos herrscht, wird Konsequenzen haben. Da wären zunächst die Fluggäste. Die werden – oder sollten – es sich künftig genau überlegen, ob sie noch mit der AUA fliegen. Dass ein vorab bezahlter Flug pünktlich stattfindet, ist ein Asset. Fällt das weg, ist der Schaden irreparabel.
Ryanair-Boss O’Leary, der vermutlich beim Blick nach Österreich derzeit jeden Tag eine Champagnerflasche köpft, hat erst unlängst angekündigt, dass er am Standort Wien/Schwechat weiter wachsen will. Das wird ihm besser gelingen als gedacht.
Historisch gesehen herrschte bei der AUA betriebswirtschaftlich fast immer Alarm im Cockpit. 2007 flog man ein Minus von knapp einer halben Milliarde ein, weshalb die damalige SPÖ/ÖVP-Regierung beschloss, den maroden Betrieb so rasch wie möglich los zu werden. Eingesprungen ist dann die Lufthansa.
Es folgten weiterhin mühevolle Zeiten. Die staatliche (und längst zurückbezahlte) Finanzspritze während Corona war übrigens nur recht und billig, legte doch der Staat wegen der Lockdowns den Flugbetrieb lahm. Aber es machte einmal mehr bewusst, wie knapp die Cash-Reserven bei der Airline waren.
Gespart wurde damals auch bei den Beschäftigten. Mit ein Grund für den Zorn des Betriebsrats, der jetzt dafür eine Belohnung sehen will. Wut macht bekanntlich blind und so könnte die Gewerkschaft mit ihren Forderungen für eine ökonomische Bruchlandung des Unternehmens sorgen. Denn einmal ein gutes Ergebnis wie das im Vorjahr ist noch keine Trendwende.
Die Lufthansa wird ihre Investitionen in Österreich nach den vergangenen Wochen vermutlich überdenken. Vom Überdenken zum Nachdenken ist es nicht weit. Besonders wenn man die spaßbefreiten Manager in der deutschen Zentrale kennt. Dort könnte bald jemand die Frage aufwerfen, ob es überhaupt noch eine AUA in dieser Größenordnung braucht? Dann wird die schöne Walzermusik beim Boarding auch nichts mehr helfen.
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