Seehofer und Bayern: Ein Phänomen

Mit dem Wiedererstarken der CSU wird das Land nun bald 60 Jahre von ihr regiert – warum nur?
Reinhard Frauscher

Reinhard Frauscher

Ein Phänomen, das man nie ganz erklären kann, schon gar nicht als Nicht-Bayer.

von Reinhard Frauscher

über die Dominanz der CSU

Egal, ob sich nun die Absolute für die CSU ausgeht oder nicht: Der Wiederanstieg der Christlich-Sozialen von 43,4 auf fast 50 Prozent ist mehr als bemerkenswert. Sie regieren Bayern nun bald ununterbrochen für sechs Jahrzehnte. Die Demokratie-Regel, dass schon aus hygienischen Gründen die Futtertröge der Macht öfters wechseln sollten, gilt hier nicht. In keiner reifen Demokratie sonst schafft das eine Partei. Außer in Notzeiten, von denen der Wohlstands-Motor Bayern weiter weg ist als alle anderen. Ein Phänomen, das man nie ganz erklären kann, schon gar nicht als Nicht-Bayer.

Eine grobe Annäherung müsste etwa diese Gründe enthalten: Die weit überdurchschnittlich effiziente Verwaltung. Eine Politik, die das Land rascher, behutsamer und mit breiter gestreutem Wohlstand modernisiert als andere. Die Leistungswillige, die ihn schaffen, motiviert und ihnen soziale Anerkennung garantiert.

Und: Eine nicht nur nostalgisch kultivierte Volkstradition von (gut) Leben und Leben lassen, die den Gerechtigkeits- und Bevormundungsfuror protestantisch- norddeutscher Art nicht braucht. Einfach weniger Neid.

Brandelt es aber doch, etwa durch schwere Behördenfehler, die Bundespolitik, mediale Böller oder doch zu tiefe Griffe der Spezln in Futtertröge, kommt die Freiwillige Feuerwehr CSU: Hauptmann Seehofer riecht jedes Glutnest von Weitem – und tritt es brutal aus.

Diese Machtfülle und -freude tarnt keiner so freundlich-ironisch wie er. Patriarch und Populist sein kann sonst nur noch CDU-Freundin Merkel so gut. Weil das vielen Bayern weniger Selbstzweck scheint als anderen, fühlen sie sich auch nach 60 Jahren ordentlich regiert.

Und an allem anderen ist sowieso „ Berlin“ schuld.

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