Mir scheint

Ich will nichts damit zu tun haben.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Ich will nichts damit zu tun haben.

von Guido Tartarotti

über Lebenssätze.

Es gibt Sätze, die begleiten einen durchs Leben, wie liebe, ein wenig anstrengende Freunde. Meine Großmutter etwa sagte immer „Mir scheint!“, „Sag du mir!“ und „Das ist ja allerhand!“, meist alle drei Sätze hintereinander. Das hieß: Nicht zu glauben, was es alles gibt, aber jetzt muss ich die Knödel kochen. Außerdem sagte sie stets, wenn sie das Essen auf den Tisch stellte, dass ihr die Knödel misslungen seien (in ihren späten Jahren auch, wenn sie gar keine Knödel gekocht hatte).

Meine andere Oma, die Ärztin, sagte „Das ist kolossal!“ und/oder „Das ist wüst“, beide Eindrücke begegneten ihr vor allem auf Reisen oder in Karajan-Konzerten. Sehr oft sagte sie auch „Des is ja ka Affair’“, wenn ein Patient wehleidig war. Sie war als Ärztin im Krieg gewesen, danach fand sie Wehleidigkeit nur noch peinlich.

Als Jugendliche sprachen wir gerne in Zitaten von Monty Python’s („... aber es ist ein besonders bösartiges Karnickel!“). Meine Frau und ich unterhielten uns in Sätzen aus Filmen mit Bill Murray („Lass dir nichts anderes einreden!“). Meine Freundin und ich verwenden gerne Einzeiler von Alfred Dorfer. Unschlagbar ist „Dann friss es halt nicht!“ – das passt immer, wenn sich jemand jammernd über einen Umstand beschwert, der ihm eigentlich egal sein könnte, etwa Essen mit bösen Inhaltsstoffen oder Weihnachtskekse im Sommer.

Jetzt haben wir Dank der Serie „Criminal Minds“ etwas Neues. Das FBI klopft an die Tür einer Zeugin, die öffnet und sagt, bevor sie noch etwas gefragt wurde: „Ich bin herzkrank, ich will nichts damit zu tun haben.“ Diese Antwort, man kann es ausprobieren, passt fast immer im Leben. Wenn die Zeugen Jehovas anläuten, wenn der Ober fragt, ob man mit dem Wein zurecht kommt, wenn einen jemand auffordert, ihn auf die „Brunner Wiesn“ zu begleiten ...

Guido Tartarottis neues Kabarettprogramm "Selbstbetrug für Fortgeschrittene" ist am 25. Oktober im Theater am Alsergrund zu sehen, am 28. Oktober im Kellertheater Klosterneuburg und am 3. November in der Stadtgalerie Mödling.

Kommentare