Die Nach-Nachfolger

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Wer hätte vor einem Jahr gedacht, als ein US-Präsident namens Donald Trump noch für Utopie gehalten worden und in Österreich Werner Faymann noch Kanzler gewesen war, dass sich auch im (politnahen) Sport so viel ändern würde?

Der frühere burgenländische Unterligakicker Hans Peter Doskozil hat neben dem Amt des Verteidigungsministers auch das (von den jeweiligen Regierungen wie ein Punchingball herumgeschubste) Sportressort bekommen, womit er der bereits neunte Sport-Letztverantwortliche des Staates im neuen Jahrtausend ist.

Rudolf Hundstorfer ist statt Bundespräsident Präsident der Bundessportorganisation geworden.

Ski-Präsident Peter Schröcksnadel hat sich nach Rio, wo Österreich auf Platz 78 der Medaillenwertung landete, als Oberkoordinator vom Sommersport zurückgezogen.

Schröcksnadels Intimfeind und ehemalige Olympia-Generalsekretär Heinz Jungwirth hat per Gericht soeben zusätzliche sechs Monate Haft (oder 450.000 € Geldbuße) wegen Steuervergehens ausgefasst.

Schröcksnadels Slalomläufer haben die Lücke hinter Marcel Hirscher früher als erwartet geschlossen, während die höher eingeschätzt gewesenen Abfahrer seit bald zwei Jahren auf einen Sieg warten.

Tennisspieler Dominic Thiem hat sich im Feld der weltbesten Zehn etabliert. Eine Leistung, die weniger Erfolg des Systems, sondern vielmehr Lohn für Talent, Fleiß und idealistische Eltern ist.

Und im Fußball? Da hat das Nationalteam, das 2015 sogar von politischen Kommentatoren als Vorbild für Moral und Zielstrebigkeit gepriesen wurde, die Sympathien verspielt.

Auf Vereinsebene war vor genau einem Jahr noch Zoran Barisic für Rapids Europa-League-Erfolge und ein 6:1 in Mattersburg mit Lob überhäuft worden. Nichts ahnend, dass sowohl er als auch sein deutscher Nachfolger den Herbst 2016 als passive Gehaltsempfänger und unfreiwillige Spaziergänger erleben würden.

Barisic’ Nach-Nachfolger Damir Canadi gibt heute bei Rapid sein Debüt. Das wiederum zu einem noch weiteren Blick zurück animiert. Vor 25 Jahren hatte Österreichs U-21-Auswahl mit Barisic und Canadi in Porto die damals als weltbeste Nachwuchself geltenden Portugiesen samt deren Wunderkicker Luis Figo 3:2 besiegt, und der KURIER getitelt: "In Wien zweite Wahl, in Portugal erstklassig."

Barisic (von Rapid) und Canadi (vom Austria-Nachwuchs) waren zum FavAC abgeschoben worden. Dem kleinen Ballkünstler Canadi sollte der Sprung zu einem größeren Klub versagt bleiben, worauf er in Wien-Donaustadt einen Hauswart-Posten annahm. Parallel dazu aber für Trainerprüfungen zu strebern begann und sich als System-Freak vom Unterliga-Meistermacher bis nach Altach hochdiente. Dort hat der ehrgeizige Canadi so ziemlich alle Favorits taktisch ausgetrickst und sich so für Rapid empfohlen. Frei nach dem Motto: vom Hausmasta zum Rekordmeister.

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