Im Schatten des Präsidenten

Österreich hat seit Mai einen neuen Bundeskanzler. Aber der verschwindet beinahe im Schatten eines alles dominierenden Bundespräsidenten. Bei diesem handelt es sich jedoch um ein de facto nicht vorhandenes, dauerhaft zur Wahl stehendes Phantom-Staatsoberhaupt, das die Schlagzeilen besetzt und dem Kanzler statt medialer Kernaussagen nur Kurzmeldungen überlässt.

Deshalb zur Erinnerung einige Antrittsversprechen des „Schattenkanzlers“, der lieber im Rampenlicht stünde: „Warum tu’ ich mir das an? Weil ich die Inhaltslosigkeit und leeren Rituale nicht aushalte.“ Forsch kündigte er an: „Wir werden unsere Hand ausstrecken, insbesondere gegenüber dem Koalitionspartner.“ Und: „Im Sommer legen wir Maßnahmen vor.“ Im Herbst folge dann der „New Deal“. – Heute ist Herbstbeginn. Und ab Jänner gibt es wieder einen echten Präsidenten, das Phantom-Staatsoberhaupt tritt ab, die erste Reihe wird frei. Spätestens dann wird überprüft, ob der inzwischen zu Tode zitierte New Deal ein leeres Ritual war und ob die ausgestreckte Hand angekommen ist.