Weil: Auch schon wurscht
Nur noch drei Mal schlafen, dann haben’s die rotschwarzen Kleingarten-Obleute geschafft.
Nur noch drei Mal schlafen, dann haben’s die rotschwarzen Kleingarten-Obleute geschafft, und das landesweite Murren hat ein Ende. Dann nämlich verliert sich das Volk unter den Christbäumen und verabschiedet sich in den Weihnachtsfrieden. So gesehen war es ein perfekter Zeitpunkt, um den als Regierungsprogramm getarnten Machterhaltungspakt zu präsentieren – sage noch einer, SPÖ & ÖVP hätten keinen Plan.
Der Höhepunkt dieser Woche war freilich die Angelobung der altneuen Regierung. Und die Medien müssen ob solcher Ereignisse dankbar sein. Denn in Ermangelung von Inhaltsdichte und Visionskraft bleiben so zumindest Diskussionshäppchen über. Wenn die Hofburg zum Marchfelderhof des Parteienverkehrs wird, ist es schon von schlagzeilenmäßiger Bedeutung, dass Sebastian Kurz eine Krawatte trägt oder ein Minister aus Tirol den Agnostiker Heinz Fischer ein „...vor dem heiligen Herzen Jesu Christi“ anhören lasst. Und dann hat – jessasmaria – auch noch die scheidende Finanzministerin geplärrt. Da darf es niemanden wundern, wenn sich Kanzler und Vizekanzler öffentliche Schnapserln genehmigen.
Was folgte, waren Worte. So knallte Werner Faymann bei seiner Regierungserklärung Aufbruch-Parolen wie „Wir müssen konstruktiv Lösungen suchen“ in den Raum, und der Wirtschaftsminister fand das Wissenschaftsressort betreffend ein wahres Wortjuwel – die Veränderungen seien nämlich „prozessorientiert“. Ja, die ganze Nationalratssitzung war nicht unbedingt das, was Politik-Aficionados ein lustvolles Spektakel nennen würden. An dieser Bilanz konnte bis heute nicht einmal der Sketch „Und plötzlich war Fekter Kultur- und Rudas Bildungssprecherin“ irgendetwas ändern.
Wunder
Aber wer in Anbetracht der Ankündigungen „More of the same wird es sicher nicht geben“ ernsthaft an ein großkoalitionäres Reformwunder geglaubt hat, dem bleibt am Ende eben nicht mehr als die Selbsterkenntnis „More of the shame“.
In der Zwischenzeit hat Frank Stronach (Sie wissen, das ist der mit diesem Team) seinen ehemaligen Spielkameraden ausrichten lassen, die Länderparteien könnten sich bei Bedarf ruhig umbenennen, weil: Auch schon wurscht. Und im Streit um die Beamtengehälter gab es nicht nur eine Großdemonstration, sondern auch eine sehr besinnliche Erkenntnis der Ministerin, die im Krone-Interview sagte: „Gewerkschafter sind auch nur Menschen.“
Gleiches soll angeblich auch für Prominente gelten, daher wollen wir das Wichtigste nicht verschweigen: Conchita Wurst hat sich als Donatella Versace verkleidet und Albert Fortell schmückt immer den drei Meter hohen Christbaum, während Barbara Wussow den Karpfen zubereitet. Hätte so auch niemand gedacht, oder?
Aber jetzt kommt erst der Hammer: Nicole Öttl (Wer? Na die Ex vom Felix Baumgartner! Ah ja!) hat tatsächlich ... auf! Facebook! ihren! Beziehungsstatus! verändert! Nicht mehr lange, und wir finden sie in den Top 3 der Google-Promi-Suchbegriffe wieder. 2013 waren das noch Helmut Berger, Cathy Zimmermann und Niki Lauda. Das könnte man jetzt auch als fragwürdiges Bild von Österreich interpretieren, aber lasst uns lieber froh und munter sein. Und im neuen Jahr dann auch ein bisserl prozessorientiert.
michael.hufnagl(at)kurier.at
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