Versextes Österreich im Liveticker
Immerhin sollen Assinger und Maier im Schauspielfach glänzen.
"Dann soll man auch erfahren, wie dieses Land tickt." So begründet Sebastian Kurz die Idee zu einem aus zwei Broschüren bestehenden Service für Einwanderer. "Willkommen in Österreich" steht da – aber ob das Ticken der Republik (bzw. deren Tick) auch genau beschrieben wird, darf bezweifelt werden.
Etwa dass es in diesem Jahr erstmals ein Limit für die Wahlkampf-Budgets der Parteien gibt (je 7 Millionen €). Und Hubert Sickinger, Experte für Politikfinanzierung, das vor allem so kommentiert: "Ein wichtiger Schritt, um die Parteien vor sich selbst zu schützen."
Oder dass Justizministerin Beatrix Karl in Anbetracht eines in der U-Haft vergewaltigten Jugendlichen tagelang von einem Einzelfall gesprochen hatte, ehe weitere Fälle bekannt wurden. Deshalb hat sie jetzt doch handeln und ein 25-Punkte-Reformpaket basteln lassen, um nur ja nicht dem Verdacht von politischer Karlatanerie ausgesetzt zu werden.
Oder dass Frank Stronach via YouTube sein Testament verkündete. Klarerweise plant der 81-Jährige noch ein längeres Leben, aber er wolle eben, dass die Werte "auch lange, nachdem ich gestorben bin" in seiner Partei verankert seien.
Überwachungswütig
Oder dass die Facebook-Seite von H.C. Strache plötzlich gesperrt worden ist. Das ist zwar besonders wurscht, aber ein Verdacht, warum derlei geschehen hatte können, ist von feinster Kabarett-Qualität. So empörte sich Generalsekretär Vilimsky: " Facebook geriert sich hier als Verteidiger des überwachungswütigen amerikanischen Imperiums". Genau, denn der FPÖ-Boss hatte ja gnadenlos die NSA kritisiert und nur deshalb die Wucht des Social-Media-Exekutors zu spüren bekommen. Aber bereits am nächsten Tag durfte Strache wieder Essenzielles posten ("Ich bin wieder da“), und Facebook entschuldigte sich. Ja, so schaut’s aus, wenn ein US-Milliardenkonzern vor Aufdeckern wie Vilimsky in die Knie geht.
Abseits der Politik gibt es aber freilich auch ein paar andere Spezialitäten, die sich in Kurzens Austria-Fibel ein paar Kapitel verdient hätten.
Erektion
Immerhin sollen Armin Assinger (als Polizist) und Hermann Maier (als Holzfäller) bald im Schauspielfach, Neigungsgruppe Serie, glänzen. Soll Christine Schubert 43 Jahre nach ihrer Rolle als Josefine Mutzenbacher wieder nackt (in einem Kalender) zu sehen sein. Soll sich der von der Republik gekränkte Harald Serafin mit dem Gedanken spielen, sein Komturkreuz zurückzugeben ("Ich pfeif’ auf die Pletsch’n").
Und während Conchita Wurst für die RTL-Show "Wild Girls – Auf High Heels durch Afrika" eiligen Schrittes ihrer Würde davonstöckelt, brachte das Gastspiel von Rihanna den lechzenden Österreich-Journalismus zum Blühen. Nach tagelanger Erektion ("Heute versext sie Wien") kam es zum heiß erwarteten Bühnen-Exzess. Im Zuge dessen sich die Pop-Lady im Leder-Bikini und Negligé, als Strip-Girl und als Nonne (!!!) präsentierte. Und was für viele Kritiker "so erwartbar, pseudolasziv und fad" war, gipfelte in Österreich im Seite-1-Titel: "Wien feierte Rihanna!" Erst am Tag danach, als bekannt wurde, dass auch das Playback megascharf war, verblasste die Blatteuphorie zur Zeile: "Viele Fans wurden enttäuscht".
Tja. So tickt Österreich.
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