Die Qual der Sportlerwahl

Philipp Albrechtsberger

Philipp Albrechtsberger

Einen sehr klugen, weil überlegten Satz zur Sportlerwahl hat vor einer Woche einer gesagt, der es heuer gar nicht erst unter die besten fünf geschafft hat: "Wenn man sich ansieht, was die anderen heuer geleistet haben, und das mit meinen Ergebnissen vergleicht, dann habe ich da auch nichts verloren."

Zu dem ganzen Getöse um Zeitpunkt und Wichtigkeit der Athletenkür passt, dass der Urheber des Satzes, Bernd Wiesberger, ausgerechnet rund um das Ende der von Journalisten durchgeführten Wahl (14. Oktober) Weltklasse-Golf spielt (Ränge 2, 5, 7, 2).

Einen weniger klugen, weil populistischen Satz zur Sportlerwahl hat der Standard Peter Schröcksnadel entlockt: "Die Sommersportler hatten ihre Chance. Aber da hat sich ja niemand so richtig aufgedrängt."

Ein Verbandschef darf freilich seinen Athleten den Sieg wünschen. Ein Vorstandsmitglied des Österreichischen Olympischen Comités, das sechzig Sommer- und Wintersportverbände zu vertreten hat, muss mehr Weitblick und Unaufgeregtheit an den Tag legen. Das Dilemma: Schröcksnadel ist beides – Skiboss und ÖOC-Vize.

Viel ist derzeit (wie so oft) im österreichischen Spitzensport die Rede von einer Vereinfachung und Vereinheitlichung, von einem Miteinander. Sätze wie jener des Tirolers sind der Sache nicht dienlich. Sie trennen.

Vielleicht sollte man in Zukunft einfach auch öfter die Sportler über den Sport sprechen lassen.

Kommentare