Kinder als Antrieb
„Dein Baby braucht am Anfang nur eines: dich“, hat mir eine Hebamme einmal gesagt. Sie wusste, wie gerne Eltern für ihre Babys Geld ausgeben. Um die Bedürfnisse des Neugeborenen geht es dabei nur bedingt. Denn es braucht kein fancy Babyöl, kein Designer-Bett. Das Muster der Stoffwindel, mit dem die ausgespuckte Milch abgewischt wird, ist ihm so unwichtig, wie die Farbe der Babytrage, mit der es durch die Welt geschaukelt wird. Es sind die Bedürfnisse der Eltern, die gestillt werden wollen.
Wenn sie dafür kein passendes Angebot finden, wagen die Mutigsten unter ihnen einen riskanten Schritt: Sie tauschen die Elternzeit gegen die Selbstständigkeit. Nicht nur der ungestillte Durst nach einem speziellen Produkt gibt ihnen Rückenwind. In dieser ersten Phase der Elternschaft geht ein Fenster auf: Alles verändert sich, die Prioritäten, die Perspektive. Es gibt ein Leben vor und eines mit den Kindern. Manchmal wollen die jungen Eltern nicht mehr in ihren Job zurück, er passt nicht mehr. Er war Teil des alten Lebens, taugt nicht für eine Familie.
Diese Anfangszeit ist magisch, man könnte fast süchtig danach werden, möchte das Gefühl bewahren, in der Blase bleiben. Man will andere Eltern mit dem Wissen, den Erfahrungen unterstützen und ihnen die Recherche ersparen. Und so werden manche Eltern mit Tatendrang findig: Sie gründen Concept Stores, bauen die leichtesten Räder, Möbel, erfinden neue Spielzeuge oder kreieren Windeln. Und das in einer Zeit im Leben, die ohnehin schon sehr fordernd ist. Die Kinder sind ihr Antrieb. „Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, mag lähmender Gewöhnung sich entraffen“, schrieb Hesse in einem Gedicht namens Stufen. Bekannter daraus ist eine andere Zeile: „Jedem Anfang liegt ein Zauber inne.“ Ein Satz, der auf ungezählten Geburtskarten steht. Und auch zu Firmengründungen passt.
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