Deutschland straft Österreich

Martina Salomon
Deutsche Politiker quälen Österreich mit Grenzkontrollen - und das nicht erst seit Corona.
Martina Salomon

Martina Salomon

Die Zahl der Infizierten in Österreich hat sich im Viertagesschnitt nur noch um 0,2 Prozent erhöht – Deutschland hat ähnlich niedrige Zahlen. Gott sei Dank! Damit könnten wir langsam wieder - vielleicht am Europatag - Schengenland aufsperren. Wozu auch zählt, die Grenzen zwischen Deutschland und Österreich endlich zu öffnen. Selbst durchs „kleine deutsche Eck“ können Österreicher ja nur unter Behinderung fahren, wobei da eine Ansteckungsgefahr gleich Null ist.

Der deutsche Innenminister Horst Seehofer hat die Kontrollen an den Grenzen zu Österreich, der Schweiz, Dänemark, Frankreich, Luxemburg bis 15. Mai verlängert - aber ausgerechnet nach Belgien oder den Niederlanden mit exorbitant höheren Infiziertenzahlen nicht. Seehofer denkt derzeit nur über eine „schrittweise Öffnung im Norden“ nach - weil ja Schweden einen Corona-Sonderweg geht? Österreich wird offenbar „bestraft“. Das scheint drei Gründe zu haben: Die deutschen Touristen sollen lieber zunächst im eigenen Land bleiben. „Bayern ist genauso schön“, sagte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder kürzlich in Richtung der deutschen Österreich-Urlauber. Der deutsche Außenminister Heiko Maas, ein mäßig charismatischer SPDler, ist schon länger genervt von Sebastian Kurz und warnte Österreich vor zu frühem Tourismus. Und Tirol galt leider als Hotspot, der das (von China via Italien und die Schweiz kommende) Virus auf Resteuropa verteilt und zu spät reagiert hat, um das eigene Wintergeschäft zu retten. Das wird man uns in Deutschland noch länger vorwerfen.

Allerdings hat sich Deutschland schon davor als EU-widriger „Grenzposten“ profiliert. Am Walserberg und bei Kufstein quält man Pendler und Reisende seit Jahren unter dem Vorwand der Flüchtlingskrise mit Grenzkontrollen und künstlich erzeugten Staus. Das grenzenlose Europa – es ist schon länger Geschichte. Bitte, liebe Nachbarn, wagen wir gemeinsam einen Neuanfang ohne kindische Sticheleien, aber ohne das Virus aus dem Auge zu verlieren.

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