Flirt mit Rechtsaußen hat sich nicht rentiert

Spaniens Sozialisten besetzen wieder die Mitte – weil die Konservativen von ihr abgerückt sind.
Konrad Kramar

Konrad Kramar

So mancher politisch interessierte Europäer wird sich über seiner Morgenzeitung wohl verwundert die Augen gerieben haben, als er die Berichte aus Spanien las. Eine sozialdemokratische Partei als großer Wahlsieger, während die Konservativen in ein Desaster schlitterten. Da half es nichts, dass sich die Volkspartei mit dem neuen Chef Pablo Casado ein junges attraktives Gesicht zugelegt hatte. Der Flirt mit der rechtsnationalistischen Vox-Partei hat sich als schwerer Fehler erwiesen. In ihrem Bemühen, dieser Vox nur ja nicht allzu viele Stimmen am rechten politischen Rand zu überlassen, ist auch die Volkspartei nach rechts gerückt.

Vor allem im Streit mit den Separatisten in Katalonien und im Umgang mit Migranten ließ man sich dazu hinreißen, quasi im Gleichklang mit Vox mit dem Säbel zu rasseln. Doch der Mehrheit der Spanier war offensichtlich bewusst, dass im Konflikt mit Barcelona, aber auch bei der Flüchtlingswelle übers Mittelmeer Panikmache und Scharfmacherposen nichts und niemanden voranbringen, sondern nur ein vernünftiger und lösungsorientierter Umgang. Pedro Sanchez, der sich bisher nicht durch besonders einprägsame politische Ideen hervorgetan hat, musste nichts anderes tun, als vor diesem drohenden Rechtsruck zu warnen und sich selbst als Stimme der Vernunft, des sozialen Bewusstseins und der Modernität zu präsentieren.

Die Wähler, die sich mit ernsten Fragen wie hoher Arbeitslosigkeit beschäftigen und die ihr Spanien zwar als einen Staat, aber ruhig mit mehr kultureller Vielfalt und Föderalismus sehen, haben es ihm gedankt. Diese Wahlen sind in der politischen Mitte gewonnen worden.

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