Das Reich der Mitte hat diese Erholung genutzt, um auf dem Weg zur Nummer 1 der Welt noch einmal Gas zu geben. Es hat jetzt schon halb Afrika neokolonialisiert, also in Abhängigkeit gebracht, und übernimmt in Europa und Lateinamerika, oft im Stile halbseidener Kreditbüros, Teile der dortigen Wirtschaft.
Im eigenen Einflussbereich regiert eine Huldigungspartei und ihr Übervater auf alle Zeiten, Xi Jinping, mit einer beispiellosen Gnadenlosigkeit. Die Erziehungsdiktatur schafft einer Mittelschicht einen bescheidenen Wohlstand um den Preis der totalen Überwachung. Unliebsame Menschen verschwinden, systeminkompatible Volksteile wie die muslimischen Uiguren werden umerzogen oder als Terroristen gejagt, Menschenrechte gelten nicht einmal als Empfehlung. Und die Austreibung der Demokratie aus Hongkong ist nur ein Vorspiel für das, was Peking mit der unabhängigen Insel Taiwan noch vorhat.
Wer dagegen die Stimme erhebt, wird der unzulässigen Einmischung geziehen und bestraft: Litauen, das eine Vertretung Taiwans eröffnete, ebenso wie Australien, das Menschenrechtsverletzungen beklagte. Mit einem Rohstoff- und Ersatzteileboykott hat China die Welt inzwischen in der Hand.
Dieses Land sollen wir bzw. unsere Sportler als fröhliche Statisten begleiten, wenn es sich als Held der Welt nach Corona (noch nicht ganz) präsentiert?
Von den USA abwärts haben Staaten beschlossen, keine Politiker zu den Spielen zu entsenden und sie so zu „boykottieren“. Da lachen sie hinter der Chinesischen Mauer aber herzlich. Man solle die Spiele nicht verpolitisieren, indem man sie boykottiert, wird gerne im Namen des Sports argumentiert – aber gerade diese Spiele sind hochpolitisch! China verwendet sie politisch-triumphalistisch. Und die Welt trabt mit, auch aus Angst vor Konsequenzen.
Jetzt ist es zu spät: Mögen die Spiele beginnen. Aber sie hätten nie stattfinden dürfen. Dass sie es tun, ist zum Schämen. Und dass der Westen im Wettlauf mit China dort steht, wo er steht, hat auch damit zu tun.
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