Kanzler Karl Nehammer hat sich im ORF-Sommergespräch nun noch einmal festgelegt, dass es keine Koalition mit der FPÖ geben kann, solange Kickl dabei eine Rolle spielt. Schon gar nicht als möglicher Kanzler, aber auch nicht als Minister, nicht einmal als Parteichef.
Mit anderen Worten: Die ÖVP hofft darauf, dass die Freiheitlichen ihren Chef entsorgen, wenn sie bei der Nationalratswahl nicht als Nummer eins über die Ziellinie gehen. Mit ihrer Wunsch-FPÖ ohne Kickl – wer auch immer dann das Gegenüber sein sollte – könnte es vielleicht doch noch den bürgerlichen Block geben, der eine rot-grün-pinke Ampelregierung verhindert.
Der Haken daran: Diese Wunsch-FPÖ wird es nicht geben. Warum sollten sich die Freiheitlichen eines Herbert Kickl entledigen? Diese Möglichkeit hätten sie schon 2019 gehabt, als Türkis-Blau trotz Ibiza weiterregieren hätte können, wenn dafür Kickl geopfert worden wäre. Der FPÖ-Chef ist mittlerweile nicht nur der Kopf seiner Partei, er ist die Partei. Er ist auch der Einzige, der so ziemlich alle Sprossen der internen Parteileiter kennt. Bis hinauf an die Spitze. Mit Marlene Svazek in Salzburg und Udo Landbauer in Niederösterreich regieren zwei seiner engsten Vertrauten an der Seite von ÖVP-Landeshauptleuten. Und Manfred Haimbuchner in Oberösterreich eignet sich auch nicht mehr als parteiinterner Gegenpol.
So wie die FPÖ derzeit gestrickt ist, werden die Blauen eher darauf verzichten, einer Bundesregierung anzugehören, als dass man sich von Herbert Kickl trennt. Auf der anderen Seite ist es angesichts des FPÖ-Kuschelkurses mit Rechtsextremen tatsächlich kaum mehr möglich, mit ihm in eine Koalition zu gehen. Im Hinblick auf die hohen Umfragewerte der FPÖ bleibt somit nur noch die Möglichkeit eine Dreier- oder Viererkoalition gegen Kickl, wobei dieser sowohl ÖVP als auch SPÖ angehören müssten. Und diese Aussicht ist angesichts des derzeitigen Umgangstons zwischen Türkis und Rot auch nicht wirklich prickelnd.
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