Corona-Maßnahmen: Er hat gar nicht gebohrt

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Die verschärften Corona-Maßnahmen fielen, gemessen an der aufgebauten Erwartung, relativ harmlos aus.
Rudolf Mitlöhner

Rudolf Mitlöhner

Dramaturgisch wurde durchaus Spannung aufgebaut: zuerst das ZIB 2-Interview des Gesundheitsministers, dann das Facebook-Video aus dem Kanzler-Büro – für international Interessierte noch orchestriert durch Angela Merkels Video-Podcast („Bitte bleiben Sie, wenn immer möglich, zu Hause“). Man musste also für den für heute Vormittag angekündigten Presseauftritt des Quartetto coronale mit einem neuerlichen Maßnahmen-Hammer rechnen.

Geworden ist es nur ein Hämmerchen. „Mama, er hat gar nicht gebohrt“ – der freudige Ausruf von Kindern nach dem ersten Zahnarztbesuch kommt einem in den Sinn.

Um nicht missverstanden zu werden: Das ist keine Kritik an zu laschen Maßnahmen, schon gar kein Anflug von Masochismus („Wir brauchen noch mehr …“). Im Gegenteil: Es wird kein Weg daran vorbeiführen, langfristig mit dem Virus zu leben – unter Einhaltung bestimmter Vorsichtsmaßnahmen. Aber es ist der Ausdruck einer gewissen Verwunderung über die Kommunikationsstrategie der Regierung: zuerst der dramatische Appell, dann vergleichsweise sanfte Maßnahmen.

Dazu kommt: Wenn es stimmt, dass die meisten Infektionen im Privatbereich passieren, gerade auf diesen aber die Politik – zum Glück – wenig Zugriffsmöglichkeiten hat, dann gibt es hier wenig Handhabe. Es bleibt der Appell an die Verantwortung. Was ja auch Kurz zurecht immer wieder betont: Es kommt auf jeden einzelnen an.

Auf die Dauer wird sich jedoch das ganze Spiel von Zucker, Brot und Peitsche – oder eher umgekehrt – abnützen. Dass die Menschen „wenn immer möglich, zu Hause“ bleiben ist ehrlich gesagt keine zumutbare Perspektive.

Sehr wohl zumutbar sind indes Grundtugenden wie Anstand und Rücksichtnahme: Sie braucht es angesichts der Pandemie noch mehr als sonst.

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