Die gute Nachricht: Europa ist Familie
Rückblende ins Jahr 2015, als Tausende flüchtende Menschen aus Syrien, Afghanistan und anderen Teilen der Welt an der burgenländisch-ungarischen Grenze standen und um Asyl ansuchen wollten. Damals war die Stimmung in der Bevölkerung von ähnlicher Hilfsbereitschaft geprägt wie heute. Lange hielt das aber nicht an, schon bald wurde über Unterbringungsquoten gestritten und darüber nachgedacht, wie Europa vor weiteren Flüchtlingsanstürmen geschützt werden kann.
Seit zwei Wochen tobt plötzlich auch auf unserem Kontinent ein Krieg, der Millionen Menschen in die Flucht treibt – Ukrainer, Russen und andere, die diese beiden Länder verlassen wollen. Die in diesen Tagen in Österreich eintreffenden Menschen sind erst der Anfang. Und obwohl allerorts Unterstützung und Hilfe angeboten wird, kam es bereits zu unschönen Szenen. Nicht bei uns, aber an der polnischen Grenze, wo aus der Ukraine geflüchtete Studierende aus Afrika rassistisch behandelt wurden.
Das ist zwar falsch, aber die Realität. In abgestufter Form und teilweise auch unverhohlen hört man in den Wortmeldungen der österreichischen Politiker durch, dass uns ukrainische Flüchtlinge „näher“ sind als jene von weiter weg – sei es wegen der Hautfarbe oder aufgrund der Religion. Das kann man kritisieren, aber auch positiv sehen. Denn durch den Krieg ist zumindest Europa näher zusammengerückt und Ukrainer werden als „Familie“ gesehen.
Bitter nur, dass es dafür einen Feind von außen braucht. Schließlich wäre es logisch, jedes Verbrechen gegen die Menschlichkeit als solches zu betrachten – egal woher die dadurch bedrohten Menschen kommen. Aber zumindest die Richtung stimmt – noch. Hoffen wir, dass es dabei bleibt und die aktuelle Krise nicht wieder Nationalismen befeuert. Wohin das führt, haben wir vor 100 Jahren gesehen.
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