"Wirtschaft ist zu 50 Prozent Psychologie", sagte der deutsche Wirtschaftswunder-Kanzler Ludwig Erhard (1963–1966) einmal. Dieser Tage wird diese Weisheit aus den 1960er-Jahren eindrucksvoll bestätigt. Das Coronavirus sorgt dafür, dass die Weltwirtschaft langsam aber sicher in einen Ausnahmezustand gerät.
Rund um den Globus wurden zuletzt gleichsam im Stundentakt Messen, Events, Konzerte, Sportereignisse, Konferenzen, Premieren etc. abgesagt oder verschoben. Das schlägt auch voll auf die Börsen durch und sorgt für unverhältnismäßige Reaktionen. Für einen besonderen Fall der Überreaktion sorgte diese Woche die US-Notenbank. Die senkte den Leitzins gleich um 0,5 Prozentpunkte. Eine Breitband-Maßnahme, die man eigentlich bei Kriegsausbruch trifft. Die Wirtschaft hat das denn auch noch mehr verunsichert statt beruhigt. Psychologie ist eben auch eine hohe Kunst.
Erfolgreiche Vertreibung der Industrie
Eine Kunst ist auch das Erkennen von Zusammenhängen. Hierzulande wird "die Wirtschaft" ja häufig als eine Art Ausbeuter-Kaste definiert. Aber die Tausenden AUA-Beschäftigten, die sich bald großteils in Kurzarbeit befinden werden, können sicher bestätigen, dass "die Wirtschaft" wir alle sind. In Europa sägen wir immer wieder sehr kräftig an dem Ast, auf dem wir sitzen. Jahrzehntelang wurde die Industrie mit Auflagen und Belastungen geprügelt. Manche reagierten mit Auslagerung ihrer Produktion. Deshalb haben jetzt zahlreiche Medikamente, die hier verkauft werden, ihren Ursprung ausgerechnet in China, weil dort ein Großteil der Wirkstoffe produziert wird. Gut möglich also, dass uns bald wichtige Medikamente ausgehen, weil wir "erfolgreich" die Pharmaindustrie verjagt haben.
Ohne Genetik geht nichts
Bei all der Hysterie und Panik ist allerdings auch Optimismus angesagt. Denn natürlich wird ein Impfstoff entwickelt werden. Und ausgerechnet die "böse" Pharmaindustrie arbeitet bereits daran. Und zwar unter Anwendung der "teuflischen" Gentechnologie. Einer der Virusjäger ist dabei auch der Oberösterreicher Josef Penninger mit seiner Wiener Firma Apeiron. Penninger verkörpert genau das, was wir wieder brauchen: Optimismus, Selbstvertrauen, Forscherdrang und die Zuversicht, Krisen bewältigen zu können.
Dass Penninger vor zwei Jahren Österreich verließ und (zurück) nach Kanada ging, ist allerdings ein schlechtes Omen. Denn eines zeigt die Corona-Krise deutlich: Mit Öko-Fundamentalismus, Homöopathie und Naturkosmetik gehen wir im Krisenfall unter. Nur innovative Menschen in Wirtschaft und Wissenschaft bringen uns weiter.
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