Der Kriegsverbrecher
Andreas Schwarz
24.02.22, 08:30Es ist passiert, was sich wie auf einer schiefen Ebene abgezeichnet hat: Wladimir Putins Truppen sind in der Ukraine einmarschiert. "Im Namen der Menschheit/Menschlichkeit, holen Sie Ihre Truppen zurück", hat UNO-Generalsekretär Antonio Guterres in der Nacht noch appelliert – Menschlichkeit? Putin?
Der russische Präsident hat die Welt zum Narren gehalten, und zwar mit einer ungeheuerlichen Dreistigkeit: Drohungen, Diplomatie, Aufmarsch – Wladimir Putin hat alle Register gezogen und sich zumindest ein Jahr lang ins Fäustchen gelacht, wie der Westen aufgescheucht nach Orientierung suchte.
Gleichzeitig schrieb er ein genaues Drehbuch für den Überfall auf die Ukraine: Truppen an die Grenzen, Kämpfe in der Ostukraine schüren, die Separatistengebiete völkerrechtswidrig anerkennen, sich von den Separatisten zu Hilfe rufen lassen. Am Mittwochnachmittag noch hatte Putin sich für alle „diplomatischen Lösungen“ offen gezeigt…
Man hätte es nicht für möglich gehalten, dass so etwas im dritten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts in der zivilisierten Welt am Rande Europas noch passieren kann. Es ist unfassbar, dass der Führer einer Weltmacht mit nachweislichen Lügen ("Entnazifizierung" und Russland bekämpft den "Genozid" an der russischstämmigen Bevölkerung in der Ostukraine) einen Krieg gegen eine unabhängige Republik führt. Es macht sprachlos, dass wie in schlechten Filmen die ukrainische Bevölkerung aufgeforderte wird, sich neutral zu verhalten, sonst … - selbst schuld also, wer im Krieg stirbt.
Die Welt muss jetzt zusammenstehen, und sie wird das tun. Ob ihre Möglichkeiten – Sanktionen, Sanktionen, Sanktionen – reichen, den Staatsverbrecher in Moskau zur Räson zu bringen, darf bezweifelt werden. Apropos Staatsverbrecher: Wladimir Putin, der so gerne anerkannt worden wäre als großer Staatsführer, ist auf dem besten bzw. leider auf dem schlechten Wege vom Staats- zum Kriegsverbrecher.
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