Dem Klima hilft Trägheit nicht
Es gibt vier Arten mit der Klimakrise umzugehen: 1. Man kann sie leugnen. 2. Man meint, man hat das Recht darauf, jetzt noch mal so richtig die Sau rauszulassen, kauft sich einen Pick-up für den Stadt-Verkehr und geht zu einem Kleidungsdiskonter shoppen. 3. Man nimmt die nahende Klimakatastrophe zur Kenntnis, ist jedoch unsicher, was man ändern kann. 4. Man ändert sein Verhalten und hilft mit, den Planeten ab sofort zu retten.
Die Autorinnen der Cover-Geschichte dieser Ausgabe haben einige Menschen gefunden, die zur vierten Kategorie zählen. Sie machen nachhaltige Outdoor-Mode, sie erdenken, programmieren und organisieren Mobilitätslösungen, sie vermischen Fleisch mit Gemüse, um die Klimabilanz von Fleischessern zu verbessern.
Ihre Start-ups gehen gut. Doch sie haben bei weitem nicht den Zulauf und den Erfolg, den sie angesichts der dramatischen Lage haben sollten. Der Grund dafür ist einfach. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier.
Das weiß jeder, der schon einmal versucht hat, einen Kaffee am Tag weniger zu trinken oder statt dem Auto hin und wieder die S-Bahn zu nehmen. Das dadurch gesparte Geld könnte man zum Beispiel in Bio-Essen aus der Region oder in nachhaltig produzierte Kleidung statt in Fast Fashion stecken. Aber einmal im Großhirn angelegt, sind Muster wie eine Sparlampe. Sie brennen ewig und sparen Energie. Muster helfen dabei , den Alltag zu bewältigen. Umgekehrt heißt das, wer ein Muster mit einem Neuen überschreiben möchte – denn löschen kann man diese nicht – braucht dafür enorm viel Kraft. Wer ständig be- oder überlastet ist, schafft es überhaupt kaum, sein Verhalten zu ändern.
Da wir jedoch keine Wahl haben, müssen wir diese ungemeine Kraftanstrengung versuchen. Am besten noch heute.
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