Der Fußballer und seine Fußballbibliothek

Österreichs erster Fußballbibliothekar: Thomas Pöltl
Uwe Mauch

Uwe Mauch

Im Moment zählt seine Fußballbibliothek gut 700 Medieneinheiten.

von Mag. Uwe Mauch

über Thomas Pöltl

Blog Nr. 1164: Der Klassiker „Die Kanten des runden Leders“ von Horak und Reiter steht ebenso im Bücherregal wie die Single-Schallplatte des Fußballers Hans Pirkner (mit dem klingenden Titel „Tuat’s ned schimpfen über mi ...“). Die Biografien von Beckenbauer bis Osim sowieso, sogar eine gebundene Sammlung etlicher Panini-Alben und, ja, mitten drinnen auch mein schmales Essay-Buch über die Wiener Unterliga-Fußballplätze. Die erste österreichische Fußballbibliothek, angesiedelt in der Bücherei der Raritäten in der Wiener Zieglergasse, ist erst wenige Monate alt. Doch sie wächst so rasant wie ein Nachwuchskicker in der Pubertät.

Fußball und Literatur – ein Widerspruch?

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Apropos: Der geistige Vater der jungen Bibliothek ist ein Experte für Katalogisierung, Thomas Pöltl. Der Grazer erinnert sich, dass er in seiner Kindheit gerne zu einem Fußballverein gegangen wäre. Doch all seine Träume zerschellten lange Zeit in einem strengen Elternhaus, in dem der Fußball verpönt war. Nachdem er als Spätberufener doch noch den Weg in die Jugendmannschaften des SK Sturm Graz gefunden hatte, kam ihm die Literatur in die Quere. Pöltl, Jahrgang 1967, sah eine klare Unvereinbarkeit zwischen dem Spiel auf dem Rasen und dem Spirit zwischen den Buchdeckeln. Ja, die Zeit war damals in Österreich so. In manchen Schulen waren die Turnlehrer strikt gegen das Fußballspiel. Und auch heute finden sich noch – anders als in Deutschland, England oder Italien –ausreichend Intellektuelle, denen zum Fußball wenig einfällt.

100-prozentig sicher: Kein Widerspruch!

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Öfters wächst im Alter zusammen, was zusammen gehört. Seit zehn Jahren ist Thomas Pöltl in den Reihen des österreichischen Autoren-Fußballnationalteams aktiv. Ebenso lange organisiert der Mitarbeiter der Büchereien Wien die Fußball-Diskussionen im „Club 2 x 11“ in der Hauptbücherei. Ebenso lange sammelt er Bücher zur wahrscheinlich wichtigsten Nebenbeschäftigung der Welt. Im Moment zählt seine Fußballbibliothek gut 700 Medieneinheiten, darunter auch einige Filme, Tonträger und Fachzeitschriften. Pöltl betont, dass die Bücher aus seiner kleinen Schatzinsel von allen Filialen aus entlehnt werden können.

Gegen den Ball, aber für den Fußball

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Auf ein Buch freut sich der Nationalspieler und Sturmgrazanhänger ganz besonders. Es wird am 18. Mai präsentiert und trägt den programmatischen Titel „Gegen den Ball. Wenn Autoren kicken.“ Er selbst ist einer der Herausgeber. Die Texte des Buchs haben seine Mitspieler beigesteuert. Die Fußballbibliothek lebt indes in erster Linie von Schenkungen. DerAppell des Fußballbibliothekars lautet somit: „Bitte nicht zum Altpapier bringen, ich freue mich über jeden einzelnen Titel.“

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