Bereit für den Krieg im Netz?

Person mit Kapuze vor Computer, grüner Hintergrund mit Codes
Während Sie diesen Artikel lesen, finden allein in Österreich Hunderte Cyberattacken statt. 30.000 pro Tag sind es laut Schätzungen.
Armin Arbeiter

Armin Arbeiter

Eine knappe Stunde, bevor die ersten russischen Panzer über die ukrainische Grenze rollten, schlugen die Hacker zu, setzten die Satelliten-Modems des US-Netzbetreibers Viasat mit einem Cyberangriff außer Betrieb. Die Attacke zielte darauf ab, die ukrainische Internet-Kommunikation zu stören – und legte gleichzeitig 5.800 Windräder in Zentraleuropa lahm. Ebenso wie bei der Offensive am Boden schien in den ersten Momenten des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine alles so abzulaufen, wie es zahlreiche Experten vorausgesehen hatten: ein breiter Cyberangriff der gefürchteten russischen Hacker, der jegliche digitale Kommunikation unmöglich macht, Stromnetze, Bankomaten, Straßenbeleuchtung und vieles mehr stört.

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So weit kam es nicht. Kiew war auf den Angriff vorbereitet, freilich unterstützt von NATO-Staaten, privaten Firmen und Fachleuten aus dem eigenen Land, die den ukrainischen IT-Sektor in den vergangenen Jahren zu einer international anerkannten Domäne gemacht hatten. Wie jeder Krieg treibt auch dieser die Forschung rasant voran. General Mark Milley, Vorsitzender des Vereinigten Generalstabs der USA, prophezeite kürzlich: „KI und Quanteninformatik in Kombination mit Robotik könnten zum dominierenden Faktor in der Kriegsführung werden. Kombinieren Sie das mit den Bereichen Cyberspace und Weltraum. Und es gibt noch etwa 20 weitere Technologien, die ich nicht aufzählen werde.“

Jenes Land, das diese Technologien für die Kriegsführung optimiert hat, werde einen entscheidenden Vorteil haben, „zumindest zu Beginn und in den ersten Schüssen des nächsten Krieges“. Während Sie diesen Artikel lesen, finden allein in Österreich Hunderte Cyberattacken statt. 30.000 pro Tag sind es laut Schätzungen.

Das Risiko, dass es zu massiven Angriffen staatlicher Akteure kommen wird, ist extrem hoch. In seinem „Risikobild 2023“ stuft das Verteidigungsministerium „souveränitätsgefährdende Cyberangriffe“ als „sehr wahrscheinlich“ ein. Es ist eine Herausforderung, der man nicht nur mit einer Stärkung der militärischen Cyberkräfte (und diese findet statt) begegnen kann. Hier ist eine Zusammenarbeit zwischen den verschiedensten Ministerien, aber auch privaten Unternehmen Voraussetzung, um ausreichend gewappnet zu sein.

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Eine Tatsache, die in Österreich erkannt wurde: In diesem Bereich arbeiten die einzelnen Ministerien unter Koordinierung des Bundeskanzleramts zusammen, organisieren sich in einem EU-weiten Netzwerk ebenso mit privaten Unternehmen. Problem: Sowohl das Gerät als auch die erforderlichen Programme kommen en masse aus den USA oder dem asiatischen Markt. Wie im Bereich der militärischen Verteidigung ist Europa – und damit auch Österreich – zu einem nicht unwesentlichen Teil von anderen Akteuren abhängig.

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