Anschobers Abgang ist auch ein Anfang

Gesundheitsminister Rudolf Anschober gibt seinen Rücktritt bekannt
Man hatte ja beinahe schon vergessen, dass die eigentliche "Super-Ministerin" der Grünen Leonore Gewessler heißt.
Christian Böhmer

Christian Böhmer

Der unfreiwillige Rücktritt eines Ministers ist für eine Regierungspartei immer ein GAU, also der größte anzunehmende Unfall. Denn ganz egal, wie zügig der Wechsel vonstattengeht: Erzwungene Rücktritte dokumentieren immer eine Überforderung. Und das fällt zwangsläufig auf diejenigen zurück, die den Überforderten ins Amt geholt haben.

Nun lässt sich ganz wunderbar darüber streiten, ob Gesellschaft und Politik nicht anders bzw. besser mit dem Phänomen des Scheiterns umgehen könnten.

Im Fall des gefallenen Gesundheitsministers ist diese Frage aber zweitrangig. Denn Anschobers Abgang könnte sich für die Grünen sogar als Glücksfall erweisen.

Entgegen der bisweilen kolportierten Meinung hat das vielfach erratische Krisenmanagement der gesamten Koalition geschadet. In den vergangenen Monaten haben Kurz, Kogler und Minister beider Couleurs beim Vertrauensindex in spektakulärem Ausmaß verloren. Und auch bei der Sonntagsfrage sind ÖVP wie Grüne nicht nur weit unter die Fabelwerte des Vorjahrs, sondern längst unter das Niveau der Nationalratswahl gerutscht.

Betrachtet man den Rücktritt des Ministers aus einer machiavellistischen Perspektive, kam dieser zur rechten Zeit. Die Lage scheint sich zu entspannen, ersehnte Öffnungsschritte erscheinen möglich, und es besteht die Hoffnung, dass sich eine geimpfte Gesellschaft wieder einem normaleren Leben annähern darf.

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