Amerikanischer Frühling

Donald Trump ist seit einer Woche im Amt, seine ersten Amtshandlungen lassen Schlimmes befürchten. Unterdessen formieren sich Proteste.
Stefan Kaltenbrunner

Stefan Kaltenbrunner

Da sitzt er nun seit einer Woche im Weißen Haus, umringt von seinen milliardenschweren Claqueuren, und unterfertigt mit krakeliger Unterschrift ein umstrittenes wie absurdes Dekret nach dem anderen. Es sind Bilder, die man eigentlich nur aus finsteren Diktaturen und nicht aus den freien und liberalen USA kennt. Es ist dem ausgeklügelten US-amerikanischen Rechtssystem zu verdanken, dass Trump, wie bei seiner jüngsten Anordnung, keine Flüchtlinge und Muslime aus bestimmten Staaten mehr ins Land zu lassen, zumindest ansatzweise wieder in die Schranken gewiesen werden kann.

Der Schaden, den er bislang angerichtet hat, lässt für die nächsten Monate und Jahre allerdings Schlimmes befürchten. Der Einreisestopp, der zu Chaos und ersten diplomatischen Krisen führt, ist im Vergleich zu den großen geopolitischen Fragen, wie etwa der Umgang mit Russland, der Krieg in Syrien oder die Spannungen mit China, ein Pappenstiel - und nur ein kleiner Vorgeschmack was alles passieren könnte. Trump hat in seinen ersten Tagen im Oval Office der Welt gezeigt, dass er weder kalkulierbar noch ein verlässlicher Partner sein kann, dass er nicht begreift, dass sein Handeln nicht nur Amerika, sondern die ganze Welt beeinflussen kann.

Alle jene, die geglaubt oder gehofft haben, dass sich Trump als Präsident zurücknehmen würde, dürften jetzt schon eines Besseren belehrt sein. Auch in den USA scheint man den Ernst der Lage erkannt zu haben. Längst laufen Planspiele, wie sich Trump wieder aus dem Weißen Haus hieven lässt; nicht nur bei den Demokraten, sondern auch bei vernunftbegabten Republikanern läuten die Alarmglocken angesichts des täglichen Irrsinns, der aus dem Weißen Haus verlautbart wird.

Und auch in den Sozialen Medien formiert sich ein immer größer werdender Widerstand; also aus jenen Foren, die Trump erst groß gemacht haben, und die er mit seinen Halb- und Unwahrheiten bislang virtuos beherrschen konnte. Seine dortige Meinungshoheit könnte er rascher, als ihm lieb ist, wieder verlieren. Die landesweiten Proteste gegen das Einreiseverbot wurden binnen weniger Stunden über Facebook & Co organisiert, sie sind nur ein erster Vorgeschmack darauf, wie rasch sich das Blatt wenden kann.

Vielleicht ist es der Auftakt zu einer neuen politischen Zäsur in den USA, die ausgehend von den Sozialen Medien auch in Form von immer größer werdenden Protesten auf den Straßen ausgetragen wird. Nach dem Trump-Winter ist es vielleicht der Beginn eines Amerikanischen Frühlings, mit hoffentlich besserem Ausgang als im Nahen Osten.

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