Wer, bitte, soll sich da noch für den Frauentag interessieren?
Immer die gleichen Bekenntnisse, Jahr für Jahr dasselbe Ritual, ein Hochamt politscher Korrektheit ohne viel Effekt im wirklichen Leben.
Aber halt – ist der Vorhalt fair? Taugt der Frauentag wirklich nur zum Pausenfüller, wenn am 8. März sonst gerade nichts los ist?
Es wäre ungerecht, den Frauentag einfach abzutun. Heuer zum Beispiel sind wieder zwei Studien erschienen, die ohne diesen Anlass vielleicht gar nicht erstellt worden wären. Die Autorinnen, Wirtschaftsforscherinnen, führten mit harten Zahlen nackte Tatsachen vor Augen.
Christine Mayrhuber vom WIFO und Ingrid Mairhuber von der Forschungsstelle Arbeitswelt haben die Pensionen jener Menschen miteinander verglichen, die 2017 in Österreich in Pension gingen. Das Ergebnis: erschütternd. Der Unterschied zwischen Männer- und Frauenpension beträgt 42 Prozent. Männer erhalten 2.231 Euro brutto im Monat, Frauen 1.333 Euro. Laut den Forscherinnen ist nur ein kleiner Teil dieses Unterschieds auf das niedrigere Frauenpensionsalter zurückzuführen, der Großteil geht auf das Konto von Kindererziehung.
Die andere Studie, erstellt von Agenda-Austria-Ökonomin Monika Köppl-Turyna, zeigt, dass kinderlose Frauen und kinderlose Männer inzwischen fast gleich viel verdienen. Sobald jedoch Kinder im Spiel sind, fällt der Elternteil, der sich um den Nachwuchs kümmert, nachhaltig zurück. Männer trifft das auch. Man mag sich nun über mehr Geschlechtergerechtigkeit freuen, aber die Studie wirft auch ein Schlaglicht auf die familienfeindliche Arbeitswelt.
Das Beispiel der Neo-Pensionistinnen von 2017 mit ihren 1.333 Euro Bruttopension am Ende eines Arbeitslebens sollte jüngeren Frauen zu denken geben. In Österreich grassiert die Teilzeitarbeit von Frauen. Auf die Spätfolgen der mageren Versicherungsjahre wird viel zu wenig hingewiesen.
Der Frauentag bietet wenigstens den Anlass, ein paar wichtige Verteilungsfragen aufzuwerfen.
Kommentare