Jeder kann sich durch einen Stich entscheiden, ein Stückchen davon zuzuschütten. In ganz Europa steigen die Infektionszahlen dramatisch, außer dort, wo es eine hohe Durchimpfung gibt. In Frankreich sind 90 Prozent der Erwachsenen geimpft. Die Inzidenz beträgt 55, etwa ein Zehntel jener in Österreich. In den USA denkt man über eine Impfverpflichtung für Schüler nach. In Deutschland sprechen sich 57 Prozent für eine Impfpflicht für alle Erwachsenen aus. Deutsche Zeitungen titelten am Wochenende mit „Wieder nichts gelernt“ (Süddeutsche Zeitung) und „Der dritte Winter der Ratlosigkeit“ (Welt). Auch in Österreich sind sich Politiker und Experten nicht sicher, ob die am Freitag verkündeten Maßnahmen ausreichen, um einen neuen Lockdown für alle zu verhindern. Vizekanzler Koglers Antwort auf die Impfpflicht-Frage in der ORF-Pressestunde war zwar weiterhin ein Nein, aber das kam vom grünen Parteichef auch schon mal deutlicher und nicht im Konjunktiv nach langer Nachdenkpause.
Die Impfung ist und bleibt wohl das einzige Mittel, wie wir das Coronavirus halbwegs unter Kontrolle bringen können. Daher sollte es die Regierung nun zur höchsten Priorität erklären, die Quote in die Höhe zu bringen. Seit dem „Schnitzelsturm“ am Wochenende auf die Impfbusse im ganzen Land sieht man, dass durch das Ansprechen bestimmter Bedürfnisse die Menschen doch bereit sind, den inneren Schweinehund zu überwinden. Sogar kühle Rechner wie Wifo-Chef Gabriel Felbermayr sprechen sich mittlerweile für Impflotterien wie im Burgenland aus. Bei Kosten eines zweimonatigen Lockdowns von zwei Milliarden Euro könne man sogar 200 Millionen Euro Gewinn ausschütten, schreibt er in einem Gastkommentar im Standard. Und wenn wirklich alles nichts hilft, wird man auch über eine Impfpflicht reden müssen. Diese wurde viel zu früh verworfen, doch auch hier könnte die Politik mutiger werden. Denn eine Impfpflicht gab es schon, und sie wäre rechtlich auch zulässig. Sonst werden wir auch den vierten und fünften Lockdown-Winter erleben. Wetten, dass ..?
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