"Queer und migrantisch zu sein, ist nicht immer einfach"

"Queer und migrantisch zu sein, ist nicht immer einfach"
Yavuz Kurulmus, Kurator, LGBTQ-Aktivist, Gründer des Porno Film Festivals Vienna im KURIER Gespräch.

„Man muss mich übrigens ein bisschen einbremsen. Ich war mal Verkäufer. Ich kann reden ohne Ende“, warnt Yavuz Kurtulmus gleich zu Beginn des Gesprächs. Tatsächlich hat der 42-Jährige aber auch einiges zu erzählen – über ein Schaffen, das als Versicherungsmakler beginnt und unter anderem mit ersten Pornofilm-Festivals in Österreich endet. „Wenn mir jemand vor 20 Jahren gesagt hätte, dass ich mich mal mit Pornos beschäftigen würde, hätte ich ihn ausgelacht“, so Kurtulmus. Aber alles der Reihe nach.

Kurtulmus wurde 1980 in der Türkei als Sohn einer Familie mit mazedonischen Wurzeln geboren. Als er acht Jahre alt war, wanderte die Familie nach Österreich aus. Dass er homosexuell ist, wusste er eigentlich schon immer. Sein Outing war aber eine Überraschung. Als „Zwangsouting“ bezeichnet es Kurtulmus heute. „Meine Familie war in der Türkei und mein Vater in der Arbeit. Ich dachte, das ist die Gelegenheit, das erste Mal mit einem Mann Sex zu haben. Also habe ich einen Typen zu mir eingeladen. Natürlich kam genau an dem Tag mein Vater früher nach Hause“, erinnert er an die Situation zurück, die kurz danach für Schwierigkeiten in seinen familiären Beziehungen sorgte. Mit der Zeit sei aber alles leichter geworden. Dass Kurtulmus den Partner mit in die Türkei auf Familienbesuch nimmt, ist mittlerweile selbstverständlich. „Man muss schon auch Verständnis für die eigene Familie haben. Zu sagen: Ich bin so, akzeptiere mich oder ich gehe weg – so einfach ist die Geschichte nicht. Wenn deine Eltern damit noch nie konfrontiert wurden, muss man seinen Teil dazu beitragen, es ihnen zu erklären und verständlicher zu machen“, so Kurtulmus.

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