"Wird vorbeigehen": Tarkans neuer Song als Botschaft an Erdoğan?

Das kürzlich veröffentlichte Lied des türkischen Popstars wurde innerhalb kürzester Zeit zum Politikum.

Es war zu erwarten, dass es für viel Aufmerksam sorgen wird. Doch wohl auch diese Art von Aufmerksamkeit?

Nach einer fünfjährigen Pause veröffentlichte Tarkan, der türkische Popstar, der auch über die Grenzen der Türkei bekannt ist, eine neue Single. "Geççek" heißt das Lied, was auf Deutsch so viel heißt wie "Wird vorbeigehen".

Das Video zur Single ist in gewohnter Tarkan-Manier. Aufwändig produziert, mit vielen Nahaufnahmen des Künstlers. Ein bisschen getanzt wird natürlich auch. Tarkan stellt darin einen Online-Hacker dar, der auf dem Bildschirm verschiedener Menschen auftaucht. In Musikclip soll der Sänger wohl Menschen wieder Hoffnung geben.

"Was haben wir alles schon überstanden. Auch das wird vorbeigehen. Alles hat ein Ende, auch dieses Leid wird enden", heißt es in einige Zeilen des Liedes.

"Vor ungefähr einem Jahr hatte ich eine Zeit, in der meine Stimmung überhaupt nicht gut war. Die traurigen Ereignisse in der Welt, der besorgniserregende Lauf der Menschheit, die Zerstörung der Natur und die Pandemie haben mich sehr getroffen. Ich wollte einen Song schreiben, der uns allen guttut", erklärte Tarkan selbst die Geschichte hinter dem Lied.

"Viele sind schon gegangen"

Viele Menschen legen das Lied aber nun als politische Botschaft an Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan und die AKP aus. Das Lied sei eine Art Abrechnung oder Verabschiedung vor den kommenden Präsidentschaftswahlen 2023.

"Viele sind schon gegangen. Wenige sind noch da", schrieb etwa Meral Aksener, Obfrau der oppositionellen IYI Partei und teilte das Lied. Auch Politiker der CHP (Republikanische Partei) folgten ihrem Beispiel. AKP-Politikerinnen ärgerten sich hingegen über "den traurigen Zustand der Opposition".

Putsch oder Schlag?

Tatsächlich könnten die oben genannten, aber auch viele weitere Zeilen des Lieds politisch verstanden werden. So wird das Wort "darbe" genannt. Das kann im Türkischen sowohl Putsch als auch Schlag bedeuten. Des Weiteren heißt es: "Er/Sie/Es wird gehen, so wie er/sie/es gekommen ist". Da es im Türkischen nur das Personalpronomen "es" gibt, ist auch hier viel Interpretationsraum. Absichtlich?

Es wäre auch nicht das erste Mal, dass sich die türkische Kunstszene gegen die konservative Erdogan-Regierung auflehnt. Erst vor wenigen Wochen kam es einem Eklat zwischen der Sängerin Sezen Aksu und dem Präsidenten.

"Das ist wohl das Star-Dasein: Ein Lied zu kreieren, das Menschen sowohl mit der Corona-Krise, als auch mit dem Unmut über die Regierung, und der von ihr verursachten Wirtschaftskrise abholt"; kommentierte Mahmut Çınar, Journalist der Zeitung Duvar den "Protest-Pop".

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