Wenn Menschen nicht wissen, dass man Türkisch versteht...

Wenn Menschen nicht wissen, dass man Türkisch versteht...
... kommt es immer wieder zu komischen und auch ein wenig überfordernden Situationen.

Sie waren sich anscheinend so sicher. Überzeugt, dass ich sie nicht verstehe. Oder warum sonst hätten sie, nicht mal 30 Zentimeter von mir entfernt, in einer normalen Lautstärke über mich geredet?

Das Band war voll mit meinem Wocheneinkauf. Gemüse, Obst, Nudeln, Joghurt und sonst halt alles, was man so isst. Ich war eigentlich darauf konzentriert, alles so zu reihen, sodass ich schnell zahlen und gehen kann. Doch irgendwann registrierte ich auch das Gespräch hinter mir. Eine Frau mittleren Alters, neben ihr ein etwa zehnjähriges Mädchen. Tochter? Enkelin? Ein Sack Zwiebeln war alles, was sie kauften.

„Was will die denn mit dem ganzen Zeug machen? Die kann doch sicher nicht kochen. Nein, die kann bestimmt nicht kochen“, sagte die Frau zum Mädchen auf Türkisch. Ich konnte es laut und deutlich hören. Das ganze Gespräch, das einige Minuten noch so weiterging, und wo mein ganzer Einkauf analysiert und anhand dessen Theorien über mich und Leben aufgestellt wurden. „Ist das euer Ernst?!“, dachte ich mir und rechtfertigte mich innerlich schon für die Packung Chips, die den beiden auch schon auffiel.

Immer wieder blickte ich zu ihnen rüber. Doch sie bemerkten es nicht. Zumindest nicht, dass ich auch Türkisch spreche, und jedes ihrer Worte verstand.

Nicht das erste Mal

Als mehrsprachiger Mensch erlebe ich solche Situationen immer wieder. Ich glaube, das rührt vor allem auch daher, dass ich nicht „wie eine Türkin aussehe“. Das wird mir zumindest von ÖsterreicherInnen und auch TürkInnen immer wieder gesagt. So ganz verstehe ich es nicht. Wie schaut denn eine „Türkin“ aus? Und bin ich mit meinen dunklen Haaren und braunen Augen wirklich so weit davon entfernt?

Jedenfalls überfordern mich die Situationen immer massiv. Wie reagiert man schließlich darauf, wenn Menschen direkt vor einem über einen reden? Tut man so, als hätte man es nicht gehört? Steigt man einfach mit ins Gespräch ein? Beantwortet man die offenen Fragen? Oder lässt man beim Gehen einfach ein „Schönen Tag noch“ auf Türkisch fallen?

Zu langsam

Während ich mir diese Fragen stelle und versuche, mir etwas Schlagfertiges einfallen zu lassen, verpasse ich meistens den Zeitpunkt, zu reagieren. So auch im Supermarkt. Das Kassenband zog weiter, während ich in meinen Gedanken blieb. Ich ging nach Hause, machte mir etwas zu essen, und ärgerte mich darüber, dass ich mal wieder zu langsam war.

Ah ja, falls Sie sich das nun auch fragen: Ich kann kochen, ziemlich gut sogar.

Haben Sie das auch schon mal erlebt? Wie sind Sie damit umgegangen? Schreiben Sie mir gerne eine E-Mail an naz.kuecuektekin@kurier.at.

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