Spekulation um Erdoğans Tod: Wie kam es dazu?

Erdogan
Was als Mutmaßung und Posting von ein paar Twitter-Nutzern begann, verbreitete sich schon bald wie ein Lagerfeuer.

Von Dienstag auf Mittwoch brodelte in der Türkei die Gerüchteküche. Präsident Recep Tayyip Erdoğan war angeblich gestorben. Auf Twitter trendete der Hashtag „ölmüş“ (dt. gestorben) stundenlang. Wahr war die Behauptung nicht. Erdoğan ist am Leben und verklagt nun 30 Personen, die den Hashtag geteilt haben.

Es seien wegen des mutmaßlichen Teilens von Inhalten mit dem Ziel der "Desinformation" und "Manipulation" juristische Schritte eingeleitet worden. Damit sei der Präsident beleidigt, Erdoğans Ehre verletzt und sein Ansehen geschädigt worden.

Doch wie kam es überhaupt zu der Annahme, Erdoğan sei gestorben?

Spekulation über den Gesundheitszustand des Präsidenten gibt es schon lange. Seit Jahren wird gemunkelt, dass Erdoğan krank sei. Auftritte bei denen Erdoğan einschläft oder Schwierigkeiten hat Treppen hinunterzugehen, gossen in den letzten Monaten nochmal Öl in das Feuer. Die Frage, ob Erdoğan noch fit genug ist, bei den nächsten Präsidentschaftswahlen 2023 anzutreten, war auch schon im Raum.

Erdoğans Konter in Form eines Videos, in dem Basketball spielt, dabei aber eher desorientiert als sportlich wirkt, entfachte auch erst kürzlich wieder eine Diskussion über seinen Gesundheitszustand.

Hinzu kam, eine Auffälligkeit am 3. November. Das Datum ist für die Regierungspartie AKP ein bedeutungsträchtiger Tag, wurde die Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung doch am 3. November 2002 gegründet. Dass der Terminkalender an diesem Tag leer war und Erdoğan zu keinem offiziellen Termin zugesagt hatte, machte einige stutzig. Als dann auch noch einige Medien berichteten, dass Abgeordnete aus den Bundesländern nach Ankara berufen wurden, war für einige der offenbar logische Schluss: Erdoğan muss gestorben sein.

Was als Spekulation und Posting von ein paar Twitter-Nutzern begann, verbreitete sich schon bald wie ein Lagerfeuer.

Mal abgesehen davon, dass das Beispiel zeigt, wie gut und schnell sich Falschmeldungen verbreiten können, hinterlässt die ganze Sache auch sonst einen fahlen Beigeschmack. Denn unter dem Hashtag „ölmus“ waren auch zahlreiche Postings, die den Tod den Präsidenten begrüßten oder sich darüber freuten. Hashtags wie #hayallergerçekoluyor (übersetzt: Träume werden wahr) trendeten ebenfalls. 

Kommentare