"Sollen abgeschlachtet werden": Aufregung über Belgrad-Besuch kroatischer Studenten

"Sollen abgeschlachtet werden": Aufregung über Belgrad-Besuch kroatischer Studenten
Jus-Studenten aus Zagreb pflegen eine Freundschaft zu ihren Kolleginnen und Kollegen im Nachbarland. Dies wird aus einer rechtskonservativen Ecke verurteilt.

An sich birgt diese Mitteilung des Studentenrates der Rechtswissenschaftlichen Fakultät an der Universität Zagreb wenig Brisanz. Dieser teilte seinen Studenten nämlich mit, dass er eine Reise nach Belgrad organisiert. Ein Studenten-Trip in die Hauptstadt des benachbarten Landes dürfte doch das Selbstverständlichste der Welt sein. Nicht so am Balkan.

Denn die Mitteilung, dass kroatische Studierende einen Ausflug nach Serbien planen, rief in der rechtskonservativen Ecke der kroatischen Öffentlichkeit heftige Reaktionen hervor. "Ich hoffe, dass sie dort abgeschlachtet werden", schrieb etwa der ehemalige Abgeordnete Stevo Culej auf Facebook.

Culej war einer der vielen Kommentatoren des Postings eines weiteren ehemaligen Abgeordneten, Željko Glasnović. "Die Studentenschaft der juristischen Fakultät der Universität Zagreb organisiert eine Studienreise zum Haus der Blumen (Die Reise sieht einen Besuch der Josip-Broz-Tito-Gedenkstätte vor, Anm.) in Belgrad. Anschließend treffen sie sich mit den Studenten der juristischen Fakultät in Belgrad, wo der Kriegsverbrecher und ehemalige Angestellte der UDBA (Jugoslawische Staatssicherheitsdienst, Anm.) Vojislav Šešelj studiert hat (...) Willkommen im dritten Jugoslawien", schrieb Glasnović, ein ehemaliger Offizier, der von 2015 bis 2020 im kroatischen Parlament saß. 

Das populärste kroatische Onlineportal Index.hr kontaktierte Culej, der mit seinem Kommentar für viel Wirbel gesorgt hatte. Culej verhielt sich aber äußerst bizarr. "Hier ist der Anrufbeantworter. Dieses Gespräch wird aufgezeichnet. Gute Nacht", sagte der konservative Politiker nach 20 Sekunden Stille zu Index.hr-Reportern. Nach einiger Zeit rief er jedoch zurück und sagte: "Die Sekretärin hat mir ausgerichtet, dass mich jemand von dieser Nummer aus angerufen hat". 

Nachdem er seine Spaßvogel-Rolle abgelegt hatte, erklärte er, dass man ihm das alles untergejubelt hatte und er ohnehin der "größte Peacemaker, der je auf Erden gelaufen" sei.

Reise wurde "für billige politische Zwecke missbraucht"

Am Montag äußerte sich dann auch die Studentenschaft der Rechtswissenschaftlichen Fakultät zu den negativen Reaktionen auf die geplante Reise. "Wir schreiben diese Zeilen aufgrund diverser medialer und letztlich 'politischer' Einmischungen in Bezug auf unsere 'skandalöse' Studienreise nach Belgrad, die viel Aufmerksamkeit erregte. Bitte beachten Sie, dass es sich bei der Studienreise um einen institutionellen Besuch mit Bildungscharakter handelt, der vom Studentenwerk der Rechtswissenschaftlichen Fakultät in Zagreb eigenständig organisiert wird, um die Verbindung zwischen Studierenden verwandter Fakultäten zu stärken. Wir betonen, dass die gleiche Reise und der gleiche Besuch bereits vor vier Jahren erfolgreich durchgeführt wurden und nur zum Zweck der 'Pflege' der Beziehungen zwischen den beiden Fakultäten fortgesetzt werden", heißt es in der Erklärung. 

Man betonte darin, dass man sich wegen dieser Reise nicht schämen werde. "Studenten der juristischen Fakultät in Zagreb organisieren regelmäßig Studien- und andere Reisen, mit dem Ziel, Erfahrungen auszutauschen, neues Wissen zu erlangen und zu sehen, wie unsere Kommilitonen aus anderen Ländern den Anwaltsberuf aufbauen." Dies sei auch "das primäre und einzige Ziel der Studienreise nach Belgrad, die in den letzten Tagen von Einzelpersonen für billige politische Zwecke missbraucht wurde". Zum Schluss unterstrich der Studentenrat Eines: "Diese Personen hatten vergessen, dass wir Studenten und keine Politiker sind. Unsere Position ist nicht ganz dieselbe."

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