Russischer Botschafter in Sarajevo droht Bosnien im Falle eines NATO-Beitritts

Russischer Botschafter in Sarajevo droht Bosnien im Falle eines NATO-Beitritts
Die Entscheidung des Balkan-Landes sei eine "interne Angelegenheit". Russlands Reaktion darauf wiederum eine andere, sagte Igor Kalabuchow in einem Interview.

Die Lage in Bosnien und Herzegowina (BiH) ist angespannt. Der Krieg in der Ukraine hat nicht nur die Benzinpreise, sondern auch die Erinnerungen an den eigenen zu Beginn der 1990er hochkommen lassen. Nicht wenige, teilweise hochrangige Diplomaten sorgten in den letzten Wochen für zusätzliche Unruhe, indem sie vor der Ausbreitung des Russland-Ukraine-Konflikts in den Balkanraum warnten.

Für eine Beruhigung der Gemüter dürfte ein Auftritt des russischen Botschafters Igor Kalabuchow im bosnischen Staatsfernsehen FTV nicht gesorgt haben. Dieser sagte zwar, es sei nicht im Interesse Russlands, dass die Ereignisse in der Ukraine nach Bosnien überschwappen, warnte aber auch indirekt vor einem eventuellen NATO-Beitritt des kleinen Balkan-Landes. 

Russland werde zwar alles unterstützen, was BiH beschließt, dies sei schließlich eine interne Angelegenheit des Landes. "Unsere Reaktion darauf ist allerdings etwas anderes", ließ Kalabuchow die Zuseher rätseln, was die Folge eines NATO-Beitritts sein könnte. 

Bosnische Drohungen?

Kalabuchow erklärte, dass Russland am Beispiel der Ukraine gezeigt habe, was es erwarte, und betonte, dass Moskau reagieren werde, wenn es in Bosnien und Herzegowina "Drohungen" gebe.

"Wir werden reagieren, indem wir die strategische und geopolitische Situation analysieren“, sagte Kalabuchow, der aber nicht daran glaubt, dass BiH NATO-Mitglied werden könnte. Ihm zufolge gibt es im zerstrittenen Land keinen Konsens darüber und unter diesen Umständen "wird es BiH nicht leicht fallen, darüber zu entscheiden".

"Keine Angst haben"

Kalabuchow wollte aber auch beschwichtigen: "Die Menschen in BiH brauchen keine Angst vor Russland zu haben". Die Sicherheit des Landes sei aus seiner Sicht garantiert, wenn sich die politische Situation auf der Grundlage des Dialogs ohne radikale Schritte entwickelt.

"Ich befürchte nur, dass unsere sogenannten westlichen Partner mit diesen Parallelen zwischen Bosnien und der Ukraine die Bevölkerung beunruhigen werden, sagte der russische Diplomat und kritisierte die Europäische Union und ihre Haltung gegenüber Bosnien und Herzegowina. "Was ist die EU jetzt? Was ist ihr Rezept? Wie im Zirkus. Wenn ihr das tut, dann geben wir euch Geld. Tut ihr das nicht, dann gibt's Prügel. So geht wohl der EU-Beitrittsprozess"

Sein Land werde hingegen weiterhin den Dialog und den Kompromiss in Bosnien und Herzegowina unterstützen.

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