"Was sollen wir mit einer Schleiereule?": Apotheke beleidigt muslimische Studentin

"Was sollen wir mit einer Schleiereule?": Apotheke beleidigt muslimische Studentin
Eine junge Frau hatte sich bei einer Grazer Apotheke als studentische Mitarbeiterin beworben. Die Antwort, die sie erhielt, sorgt für Empörung.

Mit einer derartigen Antwort auf ein Bewerbungsschreiben rechnet wohl niemand: "Super, was sollen wir mit einer Schleiereule? Ein Wahnsinn, gibt es auch noch Österreicher?"

Genau so eine Antwort aber bekam eine muslimische Studentin der Pharmazie, die sich bei einer Grazer Apotheke um eine Stelle als studentische Mitarbeiterin beworben hatte. 

"Was sollen wir mit einer Schleiereule?": Apotheke beleidigt muslimische Studentin

Studentin: "Es war ein Schock"

Ein Freund der jungen Österreicherin postete auf der Plattform Reddit einen Screenshot ihres Mailverkehrs mit der Apotheke. "Ich habe ehrlich zuerst nicht realisiert, was ich da lese", sagte die gebürtige Grazerin, die anonym bleiben möchte, im Gespräch mit dem KURIER. Die am Dienstag abgeschickte E-Mail wurde postwendend, innerhalb weniger Minuten beantwortet. 

"Es war ein Schock", schilderte sie ihre Gefühlslage. Als Kopftuchträgerin sei sie Alltagsrassismus gewöhnt, doch dieser Vorfall hat alles übertrumpft. "Ich bin schon früher von potenziellen Arbeitgebern gefragt worden, ob ich das Kopftuch abnehmen könnte. Es würde 'nicht so gut' bei den Kunden ankommen, hieß es".

Am Nachmittag desselben Tages bekam die Grazerin einen Anruf - vom Mann der Apothekenleiterin. "Er hat behauptet, dass er die E-Mail versehentlich an mich verschickt habe und entschuldigte sich dafür", erzählte die Studentin, die nicht nachvollziehen kann, warum der Mann die Arbeitsmails seiner Frau schreiben sollte: "Ich habe das Gefühl, dass er sie schützen wollte". 

Apothekerkammer Steiermark verurteilte den Vorfall

Inzwischen hat sich die Grazerin an die Apothekerkammer Steiermark gewendet und sie über den Vorfall informiert. In einer Stellungnahme entschuldigte sich die Apothekerkammer bei ihr und distanzierte sich von "jeglichen kulturell, religiös oder sonstigen weltanschaulich motivierten Diskriminierungen". Zudem wird Bedauern über die "seitens des Ehemannes einer Grazer Apothekerin getätigten herabwürdigenden und beleidigenden Aussagen gegenüber einer Bewerberin für die Stelle einer pharmazeutisch-kaufmännischen Angestellten" ausgedrückt.

Rassistisches Verhalten verurteile man "aufs Schärfste". Nun wolle man die Akteure des Vorfalls zu einem gemeinsamen klärenden Gespräch einladen.

Mann der Apothekenleiterin ist Vorstandsvorsitzender eines renommierten Sportvereins

An diesem würde gerne auch Mustafa Durmus teilnehmen. Der Grazer SPÖ-Politiker habe der betroffenen Studentin angeboten, sie zum Gespräch zu begleiten. Durmus fordert im Gespräch mit dem KURIER klare Konsequenzen: "Mir ist eine Entschuldigung zu wenig. Ich halte eine Entschädigung für die junge Frau für angebracht". 

Durmus, der sich im ständigen Austausch mit der Betroffenen befindet, wundert sich zudem, warum die Namen der Apotheker in den Berichten unerwähnt bleiben. "Das ist kein Zufall", vermutet der Jurist. Seine Eigenrecherchen haben ergeben, dass der Mann der Apothekenleiterin Vorstandsvorsitzender eines renommierten Sportvereins in Graz ist, in dessen Statuten von "offenem und respektvollem Miteinander", "Respekt und Verantwortung" etc. die Rede ist. 

"Dieser Mann, Urheber der Nachricht, sollte seinen Posten als Vorstandsvorsitzender eines renommierten Grazer Sportvereins räumen, da sein Verhalten und im klaren Widerspruch zum Leitbild des Vereins steht, der 2300 Mitglieder zählt (davon 700 Jugendliche)", fordert Durmus unmissverständlich. 

Die Apothekenleiterin sitzt in einer Kommission

Übrigens, die Apothekenleiterin, von deren E-Mail-Adresse die Beleidigungen verschickt wurden, sitzt im Vorsitz einer Aspirantenprüfungskommissionen der Apothekerkammer Österreich. "Die Eigentümerin darf keinesfalls mehr als Prüferin eingesetzt werden, da die Gefahr besteht, dass nicht ausgeschlossen werden kann, dass Prüflinge benachteiligt werden", fordert Mustafa Durmus. 

Nach ihrem Mann versuchte auch die Apothekerin, die anscheinend "ungewollte" Studentin telefonisch zu erreichen, diese "ließ das Handy läuten".