Schwarze laut Studie in Österreich besonders von Rassismus betroffen

Schwarze laut Studie in Österreich besonders von Rassismus betroffen
In einer EU-weiten Studie berichteten 72 Prozent der Befragten von Diskriminierungserfahrungen - vor allem in Österreich und Deutschland.

In einer Studie zu Rassismus gegen Schwarze in gut einem Dutzend EU-Staaten haben Deutschland und Österreich am schlechtesten abgeschnitten. Demnach gaben 76 bzw. 72 Prozent der Befragten an, in den vergangenen fünf Jahren wegen ihrer Hautfarbe, Herkunft oder Religion benachteiligt worden zu sein, wie die Europäische Agentur für Grundrechte (FRA) in Wien am Mittwoch mitteilte.

Das sind die höchsten Anteile unter den 13 EU-Ländern, in denen Menschen mit afrikanischen Wurzeln zu Rassismus und Diskriminierung befragt wurden. Im Durchschnitt aller 13 Länder hatten 45 Prozent der Befragten von Diskriminierungserfahrungen berichtet, die geringsten Werte wiesen Polen (20 Prozent), Schweden (25 Prozent) und Portugal (26 Prozent) auf.

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Laut dem FRA-Bericht ist das Problem deutlich größer geworden. Denn in einer vorigen Studie aus dem Jahr 2016 war der durchschnittliche Anteil noch bei 39 Prozent gelegen. In Österreich gaben damals 51 Prozent der Befragten an, wegen ihrer Hautfarbe diskriminiert worden zu sein, was um 21 Prozentpunkte weniger ist als im Jahr 2022.

Polizeidiskriminierung und Arbeitssuche

FRA-Direktor Michael O'Flaherty bezeichnete den Trend als "schockierend". Es müsse sichergestellt werden, "dass auch Menschen afrikanischer Herkunft ihre Rechte wahrnehmen können - ohne Rassismus und Diskriminierung", sagte er. Die FRA forderte EU-Staaten unter anderem auf, genauere Daten zu rassistischen Vorfällen zu sammeln und rassistisch motivierte Straftaten härter zu bestrafen.

Demo in Wien am 5. Juni 2020: Auch in Österreich gehen Menschen auf die Straße, um ihre Solidarität mit der "Black Lives Matter"-Bewegung nach der Tötung von George Floyd zu bekunden.

Demo in Wien am 5. Juni 2020: Auch in Österreich gehen Menschen auf die Straße, um ihre Solidarität mit der "Black Lives Matter"-Bewegung nach der Tötung von George Floyd zu bekunden.

An der Spitze liegt Österreich, was mögliche Polizeidiskriminierung betrifft. So gaben 53 Prozent der befragten Männer und 24 Prozent der befragten Frauen an, in den fünf Jahren vor der Umfrage von der Polizei angehalten worden zu sein - beides absolute Spitzenwerte. Im Durchschnitt aller Länder hatten 38 Prozent der Männer und 13 Prozent der Frauen von Anhaltungen berichtet. Allerdings gaben 23 Prozent der Befragten an, von der Polizei "sehr respektvoll" behandelt worden zu sein, was dem Durchschnitt betrifft. Lediglich sechs Prozent berichteten von einer "sehr respektlosen" Behandlung.

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Nirgends fühlen sich Schwarze so stark bei der Arbeitssuche diskriminiert wie in Österreich. 59 Prozent berichteten davon, während es im Durchschnitt der 13 Länder 34 Prozent waren. 49 Prozent gaben an, im Wohnbereich diskriminiert worden zu sein (EU-13: 31 Prozent), 45 Prozent bei der Arbeit (EU-13: 31 Prozent), 42 Prozent im Bildungsbereich (EU-13: 18 Prozent) und 36 Prozent im Gesundheitsbereich (EU-13: 11 Prozent).

Bei rassistisch motivierten Übergriffen liegt Österreich laut der Umfrage im vorderen Feld. 46 Prozent der Befragten erlebten Belästigungen. Den höchsten Wert verbuchte auch hier Deutschland mit 54 Prozent. Sechs Prozent der Befragten in Österreich berichteten von persönlichen Gewalterfahrungen, was ebenfalls überdurchschnittlich ist. Den höchsten Wert zeigte in dieser Kategorie Finnland mit elf Prozent. In österreichischen Schulen sind der Umfrage zufolge 37 Prozent der schwarzen Schülerinnen und Schüler mit rassistischen Beleidigungen oder Drohungen konfrontiert. Dieser Wert wird nur von Irland, Finnland und Deutschland knapp übertroffen, während der Durchschnitt bei 23 Prozent liegt.

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