Das Commonwealth entstand und mit ihm übersiedelten viele Menschen nach England – aus der Karibik, Indien oder Afrika.“ In den 1970er tauchten vermehrt schwarze Spieler in den britischen Ligen auf. Gleichzeitig hielten rassistische Parolen auf den Zuschauerrängen Einzug.
„Heute ist dieser Tonfall nicht einmal mehr in rechten Medien zulässig“, analysiert er. Trotzdem sei der Rassismus nicht verschwunden. Und breche sich eben im Netz Bahn. Der Sozialanthropologe: „Das sind die letzten Orte, wo Menschen diese Weltanschauung noch kundtun können.“
Wurzeln
Trotzdem bleibt die Frage, wo die Wurzeln des Rassismus liegen. Er existiert in vielen Gesellschaften überall auf der Welt und hat verschiedenste Gründe. „Im europäischen Kontext spielen kolonialistische und imperialistische Ideen eine große Rolle“, sagt Blaikie. Historiker bringen es auf den Punkt: Hautfarben wurden erfunden, um abzuwerten. Denn: Im 13., 14. und 15. Jahrhundert haben die Menschen den Teint ganz anders wahrgenommen.
Quellen beschreiben etwa das Gesicht des österreichischen Herzog Albrecht als „schwarz“ und „furchteinflößend“. Frankreichs König Ludwig XI. war „von brauner Gestalt“. Asiaten wurden als „Weiße“ wahrgenommen. Und zur multi-ethnischen Söldnertruppe, die die päpstliche Engelsburg im Vatikan bewachte, gehörten „rote“ Franzosen, erzählt die Schweizer Historikerin Gesine Krüger im deutschen Spiegel : „Hautfarbe hat eine Geschichte. Und sie ist eine Konstruktion.“
Vier Körpersäfte
Die heute seltsam anmutenden Zuschreibungen gehen auf die Lehre von den vier Körpersäften – Schleim, Blut, schwarze und gelbe Galle – des antiken Arztes Galenos von Pergamon zurück: Die ganz spezielle Mischung der Säfte bestimmt die Individualität eines Menschen – und seine Hautfarbe.
Mit der Kolonialisierung änderte sich unser Blick auf die Hautfarbe: Millionen Afrikaner wurden zur Ausbeutung der Rohstoffe der eroberten Gebiete versklavt. Europäer wurden zur „weißen Rasse“, Gefühl der Überlegenheit inklusive. Wobei helle oder dunkle Hautfarbe oft danach zugeschrieben wurde, für wie friedfertig man die Fremden hielt. So galten die Xhosa in Südafrika eine Zeit lang als friedliebend und wurden prompt sehr hellhäutig dargestellt.
Keine Rassen
Christoph Kolumbus’ ersten Kontakt mit den Menschen der Karibik inszenierte übrigens erst die Nachwelt „als Begegnung von Hautfarben“. Er sah einfach schöne Menschen mittlerer Hautfarbe. Wie relativ die Definition der "weißen Hautfarbe" sein kann, zeigt auch eine Anekdote, die sich um Thomas Jefferson, eine der Gründungsgestalten der USA, dreht: Um der eigenen Überlegenheit Nachdruck zu verleihen, definierte er „weiß“ so eng, dass nur Protestanten britischer Abstammung ins Profil passten.
Auch wenn es manche nicht wahrhaben wollen: Mittlerweile ist nachgewiesen, dass alle Menschen denselben Ursprung haben und dass es keine Rassen gibt. Bleibt nur zu hoffen, dass Gesine Krüger recht hat, wenn sie sagt: „Da wir lernen, was die Hautfarbe bedeutet, können wir es auch wieder verlernen.“
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