Im Badehaus abgewiesen - trotz japanischer Staatsbürgerschaft
Einer der berühmtesten Fälle eines Staatsbürgers, dem der Zutritt in einen Onsen „nur für Japaner“ verwehrt wurde, ist der des Aktivisten Debito Arudou. Ursprünglich als David Schofill in Kalifornien geboren, zog Arudou in den 1980er-Jahren nach Japan. Im Jahr 2000 erhielt er die Staatsbürgerschaft.
Nur Monate später wurde Arudou mit seiner japanischen Frau und seinen japanischen Kindern an der Tür eines Onsens auf der Insel Hokkaido abgelehnt. Der Betreiber erklärte ihm, dass er ihn zwar als Japaner anerkenne, sein „ausländisches Aussehen“ aber andere Besucher verscheuchen könnte. Arudou verklagte das Badehaus – und bekam Recht. Seither ist er eines der bekanntesten Gesichter der Antirassismus-Bewegung in Japan.
Eine Studie des Londoner King’s College bewertete im Vorjahr das Ausmaß von Rassismus in 24 Ländern. Japan belegte dabei den dritten Platz, nach Iran und Russland. Die Teilnehmer wurden unter anderem gefragt, ob sie gerne einen Ausländer als Nachbarn hätten.
Erst vor vier Wochen erstatteten drei im Ausland geborene Japaner Anzeige gegen die Polizei wegen Racial Profiling, also der Praxis, Personen aufgrund ihrer Ethnie zu verdächtigen. Einer der Kläger, Syed Zain, der die japanische Staatsbürgerschaft besitzt, aber in Pakistan geboren wurde, erklärte den Medien: "Es existiert das Bild, dass 'Ausländer' gleich 'Krimineller' bedeutet."
Ein anderer, in Indien geborener Kläger berichtete, dass ein Polizist eine Verkehrskontrolle damit begründet habe, es sei "selten, einen Ausländer beim Autofahren zu sehen".
Japaner mit einem schwarzen Elternteil werden "Hafus" genannt - Betroffene erzählen von der Angst vor "abfärbender Haut"
Bekannt sind auch die Diskriminierungserfahrungen von Japanern mit nur einem ausländischen Elternteil, sogenannte „Hafus“ – abgeleitet vom englischen Wort „half“. So äußerte sich die japanische Tennisspielerin Naomi Ōsaka in der Vergangenheit häufig über Benachteiligungen aufgrund ihrer Hautfarbe.
Zuletzt erklärte der 21-jährige, schwarze Nationaltorhüter Zion Suzuki, er sei nach dem Ausscheiden bei der Fußball-Asienmeisterschaft im Jänner von Fans online rassistisch beleidigt worden. Er erklärte, es sei ihm bewusst, dass für ihn ein "höherer Maßstab" gelte als für seine Mitspieler.
Das Model Ariana Miyamoto, Tochter eines Japaners und einer Afroamerikanerin, gewann 2015 als erste „Hafu“ die Miss-Japan-Wahl. Bei Medienauftritten sprach sie anschließend davon, dass ihre Mitschüler sie jahrelang nicht berührt hatten – aus Angst, ihre dunkle Haut könnte abfärben.
Die Miss-Japan-Wahl in diesem Jahr zeigte auch Diskriminierung gegen europäisches Aussehen auf
Auch in diesem Jahr war die Miss-Japan-Wahl der Auslöser einer nationalen Rassismusdebatte. Mit Karolina Shiino gewann zum ersten Mal eine im Ausland geborene Frau. Sie war 2002 mit ihren Eltern aus der Ukraine nach Japan gezogen – und habe seither aufgrund ihres europäischen Aussehens mit „Barrieren“ zu kämpfen gehabt, „die mich oft daran hinderten, als Japanerin akzeptiert zu werden“, sagte Shiino nach ihrem Sieg unter Tränen.
Doch die Geschichte sollte kein Happy End haben. Nach einem medialen Aufschrei gruben sich Boulevardmedien in Shiinos Privatleben und deckten eine Affäre mit einem verheirateten Mann auf. Sie verlor ihren Titel. Ob je eine der vorhergehenden, autochthon-japanischen Siegerinnen außereheliche Beziehungen pflegten, ist nicht bekannt. Fest steht aber: Nie wurde so genau hingesehen wie bei Shiino; nie hatte eine Vorgängerin ihre Krone abgeben müssen.
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