Nicht ausreichend geprüft? Türkischer Impfstoff Turkovac in der Kritik

Nicht ausreichend geprüft? Türkischer Impfstoff Turkovac in der Kritik
Experten kritisieren, dass die Testphasen nicht wissenschaftlich und transparent abgelaufen seien.

In den letzten Tagen des vergangenen Jahres bekam der türkische Impfstoff Turkovac seine Notfallzulassung von den Gesundheitsbehörden. Medienwirksam, vor laufender Kamera ließ sich Gesundheitsminister Fahrettin Koca am 29. Dezember bei der Verkündung mit dem türkischen Eigenbau impfen. Seither wird er nun in städtischen Krankenhäusern verimpft. 1.200 Menschen sollen sich nach Berichten von türkischen Medien bereits mit Turkovac in den Oberarm stechen haben lassen.

Der türkische Impfstoff ist vor allem für die Verwendung als Booster-Impfung gedacht. 83,32 Prozent (stand 5. Jänner) der Über-18-Jährigen sind bereits zweifach geimpft. 15 Millionen Dosen des eigenen Impfstoffs will die Türkei zudem an afrikanische Länder spenden. Es sei eine Schande für die Menschheit, dass lediglich sechs Prozent der afrikanischen Bevölkerung einen Covid-19-Impfstoff erhalten hätten, betonte Präsident Recep Tayyip Erdogan beim kürzlich stattgefunden Türkei-Afrika Gipfel in Istanbul.

Jedoch wird nun immer mehr Kritik gegen Turkovac laut. Vedat Bulut, Generalsekretär des türkischen Ärztebunds, spricht etwa von einer wissenschaftlich nicht ausreichend geprüften Lösung, die als Impfung ausgegeben wird. "Für den Impfstoff gibt es keine richtigen Testphasen. Der als Phase-1 erschienenen Veröffentlichung ist zu entnehmen, dass vor allem Tierversuche durchgeführt wurden. Die Aussage, dass Turkovac in den Studien zu 100 Prozent gegen die Delta-Variante schützt, entspricht auch nicht der Wahrheit“, wird Bulut in der Zeitung Cumhuriyet zitiert.

"Gesundheit der Menschen auf dem Spiel"

Mehmet Ceyhan, Virologe von der renommierten Istanbuler Haccettepe Universität kritisiert vor allem, dass für die Impfung eine Zulassung erteilt wurde, bevor die Ergebnisse der dritten Testphase veröffentlicht wurden. „Hier steht die Gesundheit der Menschen auf dem Spiel. Da kann man ohne handfeste Daten nicht etwas behaupten. Deshalb muss ich wissen, was in dieser Phase-3-Studie gefunden wurde, wie hoch die Antikörperspiegel sind, damit ich dazu Stellung nehmen kann“, sagt Ceyhan im Interview mit der Cumhuriyet. Die Experten fordern, dass die Daten der Untersuchungen dringend transparent gemacht werden.

 

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