Leben mit 80 Prozent Inflation: "Preisschilder ändern sich fast täglich"

Leben mit 80 Prozent Inflation: "Preisschilder ändern sich fast täglich"
Die Preise in der Türkei steigen stetig. Wie lebt es sich in einem Land, in dem die Kaufkraft von Tag zu Tag schwindet?

„Ich sehe in der Türkei keine Zukunft mehr“, sagt Emre E. mit stoischer Miene. Der 24-Jährige wohnt in der türkischen Hauptstadt Ankara und hat gerade sein Medizinstudium beendet. Im KURIER Gespräch erzählt er von seinen Zukunftsplänen. Es soll nach Deutschland gehen. Dort will er als Arzt arbeiten. Gerade lässt er sein Diplom anerkennen. Bereits im zweiten Jahr des Studiums habe er gewusst, dass er nicht in der Türkei leben und arbeiten möchte. Im vergangenen Jahr habe sich die Situation in seinem Land dann noch einmal drastisch verschlechtert. „Seit ich mich erinnern kann, befinden wir uns in einer Abwärtsspirale. Aber in letzter Zeit ist es schwer, überhaupt noch Hoffnung zu haben“, sagt Emre E.. Auswandern ist für ihn die einzige.

In letzter Zeit kämpft die Türkei mit einer der größten Wirtschaftskrisen ihrer Geschichte. Bei fast 80 Prozent liegt die Inflation aktuell. Unabhängige Quellen schätzen sie sogar noch höher ein. Die Forschungsgruppe Enag berechnete die Teuerung für Juni im Jahresvergleich mit etwa 175,55 Prozent.

"Komme kaum noch aus"

„Die Preisschilder in den Supermärkten ändern sich fast täglich“, sagt Gizem M. aus Istanbul. Die Preise haben sich mindestens verdreifacht, ist sie sicher. Tatsächlich kostete ein Kilogramm Brot vor einem Jahr noch um die 8 Lira (0,46 Euro), statt wie aktuell 20 – und das trotz staatlicher Subventionen auf den Mehlpreis.

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