"Du bist viel zu hübsch, um Türkin zu sein"
Damit man Manches begreift, braucht es teilweise ein bisschen Zeit. Stunden, Tage oder mitunter sogar Jahre. Doch irgendwann macht es Klick, und dann ist es nicht mehr zu übersehen.
In meinem Fall, dem einer türkischstämmigen Wienerin, waren es vermeintliche Komplimente, bei denen ich irgendwann realisierte, dass sie eigentlich gar keine sind.
Vor ein paar Jahren hatte ich mich über ein „Du sprichst aber toll Deutsch“, „Bei dir würde man gar nicht merken, dass du Türkin bist“, oder ein „Du bist ja nicht wie die anderen“, noch gefreut. Die Menschen sagten diese Sachen auch stets mit einer Begeisterung zu mir. Hoben es hervor. Lobten mich. „Danke“, antwortete ich oft einfach.
Doch was sagten diese vermeintlichen Komplimente eigentlich aus? Waren sie, wenn auch vielleicht nett gemeint, wirklich so nett? Mittlerweile bin ich der Meinung: Nein, absolut nicht.
Nett gemeint heißt nicht nett
Denn ein „Du sprichst aber toll Deutsch“ hat nichts mit meinen Sprachkenntnissen zu tun. Sondern viel eher damit, dass mich Menschen aufgrund meines Namens oder der Herkunft meiner Eltern in eine gewisse Schublade stecken. Eine, in der selbst ein in Österreich geborener Mensch nicht die deutsche Sprache beherrschen kann, wenn dieser türkische Background gegeben ist.
Und eben dieses Türkisch(e) wollen manche nicht sehen und nicht hören. Deshalb ist es vermeintlich so großartig, dass man mir nicht anmerkt, dass ich so eine bin. Eine wie diese anderen. Ich bin so besser, weil ich bin wie sie. Mittlerweile frage ich mich, wer sollen sie seien, diese anderen? Und wer sind „wir“?
Zur Erinnerung: Türkisch sein, heißt nicht schlechter zu sein. Genauso wie Österreichisch zu sein nicht heißt, dass man besser ist. Eigentlich heißt beides nichts. Was sagt schließlich die Nationalität schon über einen Menschen aus? Nicht viel.
Genauso wenig wie das Äußere. Und zugegeben: Das "Kompliment", ich sei zu hübsch, um Türkin zu sein (weil diese sonst hässlich sind?), fand ich von Anfang an sehr komisch. Und rassistisch.
Kommentare