"Hallo Nazi": Wie es sich mit einem ausländischen Namen in Österreich lebt 

"Hallo Nazi": Wie es sich mit einem ausländischen Namen in Österreich lebt 
Und warum ein bisschen mehr Respekt und Mühe oft sehr angebracht wären.

In der Türkei wäre mein Name völlig unauffällig. Normal. Weder „exotisch“ noch außergewöhnlich. Aber da ich in Österreich lebe, dem Land der Anna Müllers und Paul Bergers, falle ich als Naz Kücüktekin auf. Immer wenn Anwesenheitslisten aufgesagt werden, weiß ich ganz genau, wann ich dran bin. Nach der langen Pause, wo der/diejenige überlegt, wie man diesen Namen nun aussprechen soll. Ich könnte eine Sammlung mit Briefen und E-Mails machen, wo mein Name falsch geschrieben ist oder ich als Herr Kücüktekin angeschrieben werde (übrigens auch von Behörden und Stellen, die es eigentlich besser wissen sollten). Auch sind Nachrichten mit „hallo Nazi“ für mich nicht unbedingt ungewöhnlich, da die Autokorrektur aus „Naz“ oft Nazi macht.  

"Hallo Nazi": Wie es sich mit einem ausländischen Namen in Österreich lebt 

Über all diese Sachen kann ich teilweise ja noch lachen. Auch die Frage, ob ich denn nach dem Rapper Nas benannt bin, amüsiert mich immer sehr.  Aber dann gibt es immer wieder Sachen, die im Einwanderungsland Österreich, nicht ignoranter sein könnten. Und weil ich glaube, dass sich viele dessen nicht mal bewusst sind, hier ein paar Erklärungen. 

Ein bisschen Respekt 

Zunächst mal möchte ich klarstellen, dass ich mir bewusst bin, dass ich keinen österreichischen 0815-Namen habe. Ich erwarte auch von niemandem, dass er/sie ihn auf Anhieb richtig ausspricht. Ja, ausländische Namen sind auf den ersten Blick vielleicht „schwierig“, es gibt auch Sprachen, bei denen ich mir schwertue, einem respektvollen Umgang steht das aber dennoch nicht im Weg. Denn ein kleiner Tipp: Man kann immer nachfragen und es einfach versuchen. “Wie spricht man deinen Namen aus?”, “Sage ich das richtig?” Solche Fragen sind vollkommen ok. 

Was hingegen absolut nicht ok ist, ist nicht-österreichische Namen einfach als „schwierig“ abzutun und sich nicht darum kümmern. Ihn einfach falsch aussprechen, weil „ich kann das nicht sagen“. Doch kannst du! Bemüh dich einfach. Ja, Mühe - daran scheitert es nämlich. Deshalb nennen mich Menschen, mit denen ich täglich zu tun habe, auch nach Monaten noch „Natz“. Einen Menschen so anzusprechen, wie er oder sie genannt werden möchte, ist doch wirklich das mindeste an Respekt, das man ihr/ihm entgegenbringen kann. 

Keine blöden Fragen 

Apropos Respekt: Mich zu fragen, „ob ich denn nie überlegt hätte, mich umzubenennen, weil mein Name doch so schwierig sei“ ist auch total daneben. Der Name ist Teil einer Person. Er hat eine Geschichte. Wir haben eine Geschichte. Ganz selbstverständlich so etwas zu fragen, ist äußerst anmaßend. Und jene die fänden, es wäre ein Akt der Integration, wenn ich mir einen österreichischen Namen zulegen würde, verwechseln da etwas. Denn das wäre Assimilation. 

Und leichter wäre es auch nicht. Denn das Problem bin weder ich noch mein Name. Das Problem bist Du und Deine Einstellung. Einfach zuhören - und schon ist Naz Kücüktekin ein ziemlich einfacher Name. Ein, wie ich finde, ziemlich toller noch dazu.  

PS: Mich würde sehr interessieren, was für Erfahrungen andere Menschen (mit nicht typisch österreichischen Namen) so gemacht haben. Schreibt mir dazu gerne unter naz.kuecuektekin@kurier.at

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