(Alltags-)Rassismus: Noch immer allgegenwärtig

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Damit sich daran was ändert, müssen laut ExpertInnen alle an einem Strang ziehen.

"Woher kommst du? Nein, ich mein' wirklich?“, "Wieso sprichst du so gut Deutsch?" "Bist du eher Österreicher oder xy?" Diese Fragen kennen viele Menschen mit Migrationsgeschichte wahrscheinlich sehr gut. Solche Fragen oder Situationen werden als Alltagsrassismus bezeichnet und sind die Spitze eines Eisbergs, dem oft viele strukturelle Probleme zugrunde liegen. Denn Rassismus, so erklärt es Elisa Ludwig von der Beratungsstelle "ZARA" bei der Werkstatt und Diskussionsrunde rund um Alltagsrassismus im Favoritner Amtshaus, ist etwas, das nicht nur bei Individuen, sondern in der ganzen Gesellschaft verankert ist. „Wir alle wachsen damit auf und haben es internationalisiert“.

Wieso sind wir überhaupt rassistisch?

Rassismus liegt der Gedanke vor, dass es verschiedene „Rassen“ von Menschen gibt – „weiße“ Menschen werden dabei meist als überlegen betrachtet. „Natürlich gibt es das nicht. Auch wissenschaftlich kann das in keiner Form belegt werden“, erklärt Ludwig. In den Köpfen der meisten Menschen existieren sie aber dennoch – auch etwa was Religion oder Sprache angeht. „Das ist dann das typische: Die sind so und so“, führt Ludwig weiter aus.

Die konstruierten Kategorien schlagen sich dann schließlich auch in Machtkonstruktionen nieder – dann wird vom strukturellen Rassismus gesprochen. „Vor nicht mal 100 Jahren wurden Menschen noch systematisch vergast. Über das Thema Rassismus sind wir noch lange nicht hinweg. Und wir tragen alle die Verantwortung dafür“, so Ludwig.

(Alltags-)Rassismus: Noch immer allgegenwärtig

Datenanalyse aus dem ZARA Rassismus Report für das Jahr 2020

Was kann man dagegen tun?

Das Thema Rassismus als gesamtgesellschaftliches Problem zu betrachten sei essenziell. Auch Menschen, die nicht betroffen sind, müssten mitziehen. „Wichtig ist: Zuhören und Glauben schenken, anstatt versuchen, 50 Gründe zu finden, um den Menschen ihre Erfahrungen abzusprechen“, betont Ludwig und fügt hinzu: „Rassismus ist eine Form von Gewalt. Und warum Gewalt nicht in Ordnung ist, sollte nicht zur Diskussion stehen“.

Zivilcourage mit Betroffenen zu zeigen ist stattdessen angesagt. „Es ist auch wichtig zu unterscheiden: Es sind Betroffene und nicht immer Opfer“, sagt Rumeysa Dür-Kwieder von der Dokustelle Antimuslimischer Rassismus. Gerade wenn der Diskurs islamfeindlich ist, wie etwa bei Islamkarte oder Kopftuchdebatte, verzeichnet die Dokustelle Anstiege bei gemeldeten Fällen. „Weshalb es auch wichtig ist, dass Betroffene Fälle von Rassismus melden: Dadurch wird er sichtbar“, so Dür-Kwieder.

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