Die Mediatorin macht zuerst darauf aufmerksam, dass das Zusammenleben unter einem Dach ein Geben und Nehmen benötigt. Ihr erster Hinweis: „Die Nachbarn müssen schon von Ihnen erfahren, wie es Ihnen geht, denn Gedankenlesen funktioniert nur bei den Wenigsten.“
Wunsch im Kopf vorformulieren
Der kürzeste Weg zur möglichst konfliktfreien Veränderung ist vorgezeichnet: „Sprechen Sie mit Ihren Nachbarn über das Problem, das Sie beschäftigt! Aber nehmen Sie sich dazu Zeit für die Vorbereitung.“ Wichtig sei, einen konkreten Wunsch im Kopf zu haben und diesen dann auch zu formulieren.
Gleichzeitig sollte man bei der vorsichtigen Kontaktaufnahme immer die (vermutliche) Befindlichkeit der Nachbarn mitdenken. Mein Vorstoß könnte sich laut Mediatorin in etwa so anhören: „Guten Tag, liebe Nachbarn! Das Problem in unserem hellhörigen Wohnhaus ist ja, genügend Privatsphäre zu haben, besonders wenn wir jetzt alle oft zuhause sind. Ich habe mir schon länger überlegt, welche passenden Worte es gibt, um Sie in meine Situation als Ihr Nachbar einzuweihen. Mein Problem ist, dass ich mich öfters nicht auf meine Arbeit konzentrieren kann. Es ist schwer für mich, Ihre lustvollen Töne auszublenden, besonders wenn ich telefoniere.“
Spätestens an dieser Stelle ist ratsam, eine kurze Pause einzulegen, um dem Gegenüber die Chance für eine Reaktion einzuräumen.
Sind die Nachbarn dazu noch nicht bereit, könnte man versöhnlich fortsetzen: „Vielleicht haben Sie gar nicht damit gerechnet, dass ich ohne es zu wollen, regelmäßig Anteil an Ihrem Liebesleben nehme. Das Letzte, das ich möchte, ist, dass Sie jetzt wegen mir anfangen zu streiten, statt einander so offenkundig verbunden zu sein. Denn ich schätze Sie beide als Nachbarn sehr.“
Gabriela Sticht-Truchlik lässt mir noch ein Hintertürl offen: „Wenn Sie den Mut dafür nicht aufbringen, reden Sie vielleicht vorerst nur mit einem der beiden Partner.“
Sinn mache es ebenso, Nachbarn nicht spontan vor ihrer Wohnungstür zu überfallen: „Bitten Sie um ein Gespräch zu einem Zeitpunkt, den diese sich selbst aussuchen können.“
Am Ende gibt uns die Mediatorin noch einen generellen Tipp für eine gedeihliche Nachbarschaft mit: „Lernen Sie einander kennen, in dem Maße wie von beiden Seiten gewünscht, bevor es zu einem Konflikt kommt. Dann ist schon eine gewisse Gesprächs-, vielleicht sogar Vertrauensbasis gelegt, um darauf aufbauen zu können.“
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