Was sie so magerlt? Vor einem halben Jahr wurde ihr eine Mitarbeiterin vor die Nase gesetzt, die seither weder durch besonderen Fleiß noch durch große Kreativität aufgefallen ist, aber deutlich mehr verdient als sie. Jetzt hat die Nervige der gemeinsamen Chefin ein fixfertiges Projekt als ihres verkauft, das sie 1 : 1 von der Genervten sagen wir mal kopiert hat.
Für den Wiener Mediator Ulrich Wanderer ist die Wut der Assistentin zunächst verständlich: „Schließlich fühlen Sie sich mit dem Unternehmen verbunden und haben hier lange Zeit wertvolle Arbeit geleistet.“
Unter vier Augen
Dennoch schlägt Wanderer eine gut überlegte Reaktion vor: „Es muss ja auch im Sinne Ihrer neuen Kollegin sein, die Zusammenarbeit zu verbessern, weswegen Sie zunächst einmal ein Gespräch unter vier Augen anregen sollten. Immerhin ist es möglich, dass Ihr Gegenüber nicht böswillig gearbeitet hat und daher für die Aussprache gerne zu haben ist.“ Oft wären neue Mitarbeiter sogar dankbar, wenn man sie auf Unstimmigkeiten direkt anspricht.
Wichtig beim Gespräch ist es, rät der Mediator weiter, das gemeinsame Ziel zu betonen und nicht die emotional-trennenden Aspekte in den Vordergrund zu stellen: Das ist schwierig, aber zielführend.“
Sollte eine klärende Unterredung abgeblockt werden oder nicht zum gewünschten Ergebnis führen, wäre der nächste Weg zu einer neutralen Instanz wie etwa Betriebsrat oder eben auch externe Konfliktexperten.
„Wer mit seinem Problem die nächst höhere Führungsebene beschäftigt, muss sich klar sein, damit eine Eskalation herbeizuführen“, gibt Ulrich Wanderer zu bedenken. „Chefs sind nicht an Konflikten ihrer Mitarbeiter interessiert.“ Auch eine Koalition mit Kollegen „macht eine Win-win-Lösung schwer bis unerreichbar“.
Wie in anderen Konflikten sieht der Mediator„eine gewisse Chance, die Kooperation auf neue starke Beine zu stellen.“
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