Williams-Karikatur am Cover: "Herald Sun" wehrt sich gegen "Zensur"
Nach der Veröffentlichung einer Karikatur von Serena Williams in der australischen Zeitung Herald Sun, hagelte es zu Wochenbeginn Kritik. Dabei wurden sowohl Karikaturist Mark Knight als auch der Tageszeitung Rassismus und Sexismus vorgeworfen. Die US-amerikanische National Association of Black Journalists kritisierte das Bild etwa als "in vielerlei Hinsicht abstoßend". Bernice A. King, Tochter von Martin Luther King, warf Knight vor, mit seiner Kunst Rassismus und Frauenfeindlichkeit zu fördern.
Knight und der Chefredakteur der Herald Sun, Damon Johnston, verteidigten das Bildnis. Knight berief sich darauf, lediglich Williams' "schlechtes Benehmen" thematisiert zu haben. "In der Karikatur geht es darum, wie Serena an dem Tag einen Anfall bekommen hat. Das ist alles", sagte er der Australian Broadcasting Corporation in einem Interview. Die Karikatur habe mit Geschlecht und Hautfarbe nichts zu tun, twitterte die größte Zeitung Australiens zudem.
"Satirefreie Zone"
Bereits am Dienstag war Mark Knights Twitter-Account, auf dem er zuvor auch die Karikatur geteilt hatte, nicht mehr aufrufbar. Mit dem Cover der Mittwochsausgabe der Herald Sun wehrt sich das Medienunternehmen der von Rupert Murdoch gegründeten News Corporation nun demonstrativ gegen die vorgebrachten Vorwürfe.
Mit "Welcome to PC-World" ("Willkommen in einer politisch korrekten Welt") überschrieb man eine Collage aus verschiedenen Karikaturen – darunter Darstellungen von US-Präsident Donald Trump und Tony Abbott (ehemaliger Premierminister Australiens) und Koreas Machthaber Kim Jong-un. Auch das umstrittene Bild der sechsfachen US-Open-Gewinnerin wurde erneut abgedruckt. "Satirefreie Zone" und der Satz "Wenn sich die selbst ernannten Zensoren von Mark Knight durchsetzen, wird unser neues politisch korrektes Leben sehr langweilig" sind daneben zu lesen.
Chefredakteur Johnston teilte das Titelblatt am Dienstagabend vorab auf Twitter:
Eklat bei US-Open-Finale
Knights Williams-Karikatur war an das Damenfinale der diesjährigen US-Open in New York angelehnt. Beim Endspiel am vergangenen Samstag lief für Serena Williams nichts wie geplant. Eine Verwarnung von Schiedsrichter Carlos Ramos wegen unerlaubtem Coaching brachte die sechsfache US-Open-Gewinnerin derart aus der Fassung, dass sie Ramos als "Lügner" und "Dieb" beschimpfte und ihren Schläger zertrümmerte – weswegen sie zwei weitere Verwarnungen und schlussendlich Geldstrafen in Höhe von insgesamt 17.000 US-Dollar erhielt. Später warf Williams Ramos zudem Sexismus vor (mehr dazu hier).
Karikaturen in der Kritik
Es ist nicht das erste Mal, dass Karikaturen in Australien diskutiert werden. Vor etwa zwei Jahren veröffentlichte Cartoonist Bill Leak in der Zeitung The Australian eine Karikatur, die sich des Klischees des faulen, verantwortungslosen, alkoholabhängigen Aborigine bediente. Andrew Jakubowicz, australischer Akademiker und Professor für Soziologie an der University of Technology Sydney, sprach im Interview mit der BBC von einer langen Tradition des Rassismus in Australien, die unter anderem in derartigen Darstellungen Niederschlag und Fortsetzung finde.
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