"Rassistisch", "frauenfeindlich": Williams-Karikatur löst Kontroverse aus
Mark Knight, Karikaturist bei der australischen Tageszeitung Herald Sun, muss sich derzeit öffentlich für seine Darstellung von Serena Williams verantworten. Knights Zeichnung zeigt die US-amerikanische Tennisspielerin dabei, wie sie weinend und wutentbrannt am Center Court auf ihrem Schläger herumspringt. Neben ihr liegt ein Schnuller am Boden. Im Hintergrund ist Spielerin Naomi Osaka abgebildet, die den Satz "Kannst du sie nicht einfach gewinnen lassen?" vom Stuhlschiedsrichter hört.
Angelehnt ist das umstrittene Bildnis an das Damenfinale der diesjährigen US-Open in New York. Beim Endspiel am vergangenen Samstag lief für Serena Williams nichts wie geplant. Eine Verwarnung von Schiedsrichter Carlos Ramos wegen unerlaubtem Coaching brachte die sechsfache US-Open-Gewinnerin derart aus der Fassung, dass sie Ramos als "Lügner" und "Dieb" beschimpfte und ihren Schläger zertrümmerte – weswegen sie zwei weitere Verwarnungen und schlussendlich Geldstrafen in Höhe von insgesamt 17.000 US-Dollar erhielt. Später warf Williams Ramos zudem Sexismus vor (mehr dazu hier).
"Abstoßend"
Knights Karikatur, die am Montag in der Herald Sun veröffentlicht wurde, stößt jedenfalls auf breite Kritik. Ihm werden Rassismus und Sexismus vorgeworfen. Die US-amerikanische National Association of Black Journalists kritisierte das Bild etwa als "in vielerlei Hinsicht abstoßend".
Zu den prominenten Kritikerinnen zählt unter anderem auch die britische Autorin JK Rowling. Sie verurteilte auf Twitter auch die Darstellung von Williams' Kontrahentin Osaka. Knight habe sie als "gesichtslose Requisite" gezeichnet. Osaka sei bewusst und provokant als weiße Frau mit blonden Haaren gemalt worden, so der Tenor auf dem Kurznachrichtendienst.
Bernice A. King, Tochter von Martin Luther King, warf Knight vor, mit seiner Kunst Rassismus und Frauenfeindlichkeit zu fördern. Dieser Argumentationslinie folgten auch zahlreiche andere User.
Knight und der Chefredakteur der Herald Sun, Damon Johnston, verteidigten die Karikatur unterdessen. Knight berief sich darauf, lediglich Williams' "schlechtes Benehmen" thematisiert zu haben. "In der Karikatur geht es darum, wie Serena an dem Tag einen Anfall bekommen hat. Das ist alles", sagte er der Australian Broadcasting Corporation in einem Interview. Die Karikatur habe mit Geschlecht und Hautfarbe nichts zu tun, twitterte die größte Zeitung Australiens zudem.
"Rassistischer Tradition gefolgt"
Andrew Jakubowicz, australischer Akademiker und Professor für Soziologie an der University of Technology Sydney, sagte der BBC, dass Knight mit seiner Darstellung einer rassistischen Tradition folge, die in Australien eine lange Geschichte aufweist. So wurden Minderheiten, etwa die Ureinwohner Australiens, in ihrer physischen Erscheinung stark übertrieben gezeigt, um beim Betrachter Belustigung auszulösen. "Der Autor ist sich vielleicht gar nicht bewusst, dass seine eigene Wahrnehmung der Welt von der Geschichte des Rassismus in Australien geformt wurde", so Jakubowicz.
In den USA sind derartige Darstellungen als Blackface bekannt. Dabei handelt es sich um eine rassistisch geprägte Theater- und Unterhaltungsmaskerade, die in den Minstrel Shows des 19. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten entstand. Dabei malten sich weiße Künstler das Gesicht schwarz an und parodierten schwarze Mitbürger. Sie wurden meist als naiv, trunken und schwachsinnig dargestellt.
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