Warum junge Vietnamesen ihre Hochzeit vortäuschen

Symbolbild
Grund ist der immense Druck seitens der konservativen vietnamesischen Gesellschaft.

Khas Hochzeit wirkte perfekt. Keiner der Gäste ahnte, dass die Trauung nur inszeniert war. Die 27-jährige Vietnamesin hatte einen Schauspieler als Bräutigam engagiert, um der sozialen Ächtung als ledige Mutter zu entgehen. Als der gemietete Mann ihr zum Schein das Ja-Wort gab, war Kha im dritten Monat schwanger - von einem verheirateten Mann.

Inszeniertes Ja-Wort

"Meine Eltern hätten die Schmach als erste zu spüren bekommen", sagt die junge Frau. Deshalb fingierte sie eine Hochzeit. 1.500 Dollar (1.220 Euro) kostete die Inszenierung, bezahlt hat sie der Vater des Kindes. Kha ist nicht die einzige, die eine Heirat vortäuscht. Im konservativen Vietnam haben sich die Schein-Hochzeiten zu einem boomenden Geschäft entwickelt. Nicht nur unverheiratete schwangere Frauen, auch Paare geben tausende Dollar dafür aus, um den Erwartungen der Familie und der Gesellschaft zu entsprechen.

Kha ist bei ihrer Hochzeit nicht wirklich eine Ehe eingegangen, die aufwändige Feier genügte, um die Verwandtschaft zufrieden zu stellen. Ihre Eltern weihte sie ein, dem Rest der Familie wird sie nach der Geburt des Kindes erzählen, dass ihr Mann sie verlassen habe. Eine geschiedene Mutter zu sein sei in Vietnam immer noch besser als ein uneheliches Kind zu haben, sagt Kha.

Druck zu heiraten ist groß

Mehr als die Hälfte der 93 Millionen Vietnamesen sind jünger als 30 Jahre. Viele Paare wohnen inzwischen vor der Ehe bereits zusammen. Doch der Druck zu heiraten ist in vielen Familien groß. "Angesichts der Traditionen und Bräuche bringen die Leute nicht den Mut auf, ihrem Herzen zu folgen", sagt der Psychologe Nguyen Duy Cuong. Eine inszenierte Hochzeit sei für sie manchmal der einzige Ausweg.

Auch Huong und ihr Freund Quan wussten sich nicht anders zu helfen. Seine Familie lehnte die Freundin ab, weil sie aus einer armen Provinz stammt. Huongs Eltern hingegen bestanden darauf, dass sie Quan noch im Jahr des Hahns heiratete - wie es ein Wahrsager geraten hatte. Schließlich organisierten die beiden ein Hochzeitsfest in Huongs Heimatprovinz Nghe An. Die Gäste der Braut waren echt, doch die des Bräutigams - Vater, Mutter, Onkel, Tanten und Freunde - waren engagiert.

Bei der Feier lief alles glatt, nur der gemietete Onkel verwechselte in seiner Ansprache vor hunderten Gästen den Ort, an dem der Bräutigam aufwuchs. Quan war erleichtert, als der Tag vorbei war. "Es ist gut, dafür Geld auszugeben und damit alle glücklich zu machen. Das erspart uns weiteres Kopfzerbrechen", sagt Quan. Doch ganz ausgestanden ist die Sache für ihn noch nicht. Vor seinen Eltern will er die falsche Hochzeit geheim halten.

Quan und Huong mieteten ihre Hochzeitsgäste bei Vinamost, einer von mehreren Firmen in Hanoi, die sich auf die Inszenierung von Hochzeiten spezialisiert haben. Das Komplett-Paket dort für 4.400 Dollar zu haben. Er habe in den vergangenen Jahren mehrere tausend Schein-Hochzeiten ausgerichtet, sagt Firmengründer Nguyen Xuan Thien. Vor zehn Jahren hatte er kein Dutzend Miet-Gäste im Angebot, heute sind es mehr als 400. Obwohl er damit Geld verdient, beobachtet Thien diese Entwicklung mit gemischten Gefühlen: "Wir wollen nicht, dass dieses Geschäft noch weiter wächst."

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