Warum dieses Baby mit der Plazenta verbunden ist

Warum dieses Baby mit der Plazenta verbunden ist
Als Vanessa und Nick Fisher kürzlich Eltern wurden, entschieden sie sich dazu, die Nabelschnur ihres Babys nicht abzutrennen. Experten sehen die Praktik kritisch.

Vanessa Fisher wünschte sich nichts sehnlicher als eine möglichst natürliche Geburt. Zusammen mit ihrem Mann Nick entschloss sich die in Texas lebende US-Amerikanerin deshalb für eine Hausgeburt – und eine Lotusgeburt.

Wird die Nabelschnur nach der Geburt eines Kindes nicht abgeklemmt und mit der Plazenta (Mutterkuchen) am Neugeborenen belassen, um eine natürliche Abnabelung abzuwarten, spricht man von einer Lotusgeburt. Das Neugeborene bleibt dann noch weitere drei bis zehn Tage mit der

Plazenta

verbunden. Verfechter gehen davon aus, dass über die Nabelschnur weiterhin für den Säugling wichtige Nährstoffe übertragen werden.

Für das "Wohlbefinden des Kindes"

Auf Facebook dokumentierte das Paar die Lotusgeburt. Vier Tage nach der Entbindung teilte Vanessa Fisher am 23. Jänner ein Bild ihres Sohnes, wie er schlafend neben dem eingepackten Mutterkuchen liegt. Die Idee zur Lotusgeburt sei im Zuge von Recherchen während der Schwangerschaft entstanden, erinnert sie sich in dem Beitrag auf Facebook. Nachdem sie auf die Praktik aufmerksam wurde, entschied sie sich schnell dafür: "Nach der Geburt wird das Baby normalerweise von der Nabelschnur und Plazenta getrennt – eine Reihe von Geschehnissen, von denen ich mir vorstellen kann, dass sie traumatisierend für das Baby sein können", schrieb Fisher weiter. Eine schrittweise Trennung von Nabenschnur und Plazenta sei emotional schonender für das Kind, ist sie überzeugt. "Während die Nabelschnur sich natürlich löst, kann die Plazenta ihre Aufgabe komplett erfüllen und dem Baby Nährstoffe und Blut liefern."

Viele Mütter erachten die Lotosgeburt allerdings als besonders aufwendig, dem stimmt auch Vanessa Fisher teilweise zu. Für das "Wohlbefinden" ihres Kindes, sei es ihr "das aber wert", betont sie. Nach der Geburt wurde der Mutterkuchen abgewaschen und getrocknet und schließlich mit Kräutern und Meersalz präpariert. Durch die Kräuter sei auch der Geruch erträglich, schildert Fisher.

Kontroverses Geburtsritual

Kritiker des Rituals sehen nicht nur den erhöhten Aufwand, sondern auch das Verletzungsrisiko für das Kind problematisch. Bei jeder Bewegung des Kindes, die beim Wickeln, Stillen oder Waschen auftreten kann, ist ein Ziehen am Nabel zu vermeiden.

Wissenschaftliche Nachweise für die positiven Effekte der Lotusgeburt gibt es zudem nicht. William Schweizer, Gynäkologe am New York University Langone Medical Center, sagte dazu gegenüber der Online-Plattform Live Sciene: "Die Plazenta ist totes Gewebe und deswegen ist das Blut darin anfällig für bakterielle Überwucherung." Eine dadurch bedingte Infektion könne auf das Baby übertragen werden und dieses in Lebensgefahr bringen, so der Experte.

Nachdem sich die Nabelschnur von Fishers Baby gelöst hat, plant das Paar diese samt der Plazenta zu begraben.

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