Warum Mormonen Donald Trump nicht leiden können

In den USA lebende Mormonen nehmen zunehmend Abstand vom republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump.

Mit seinen sexistischen Kommentaren und den ihm vorgeworfenen sexuell übergriffigen Taten steht Trump bei der weiblichen Wählerschaft nicht gerade hoch im Kurs. Gegenwind strömt dem Immobilienmilliardär auch von den Mormonen in den USA entgegen.

Politiker mit mormonischem Glauben distanzieren sich öffentlich von seiner Politik. Umfrageergebnisse aus dem US-Bundesstaat Utah, ein traditionell republikanischer Bundesstaat mit hohem mormonischen Bevölkerungsanteil, belegen einen deutlichen Wählerschwund für Trump. Umfragen zufolge liegt der Prozentanteil von Mormonen in Utah bei über 60 Prozent. Utah ist damit einer von nur insgesamt fünf US-Bundesstaaten, in denen eine einzelne Religionsgruppe die absolute Mehrheit stellt. Deseretnews.com veröffentlichte erst kürzlich Daten einer Umfrage, die belegt, dass Trump und Clinton derzeit mit jeweils 26 Prozent gleichauf liegen.

Ein paradoxes Phänomen, immerhin gelten Mormonen als extrem konservativ. Das spiegelte sich in der Vergangenheit auch in ihrer klassischen Wahlentscheidung wider: Mormonen wählten Großteils Republikaner.

Trump tritt Mormonen-Werte mit Füßen

Wie Tara Golshan in einem Artikel auf Vox.com erläutert, stoßen sich Mormonen vor allem an Trumps protzigem, vulgärem Auftreten und seiner strengen Anti-Immigrationspolitik. Dazu zitiert Golshan den Politikwissenschafter und Autor ("Seeking the Promised Land: Mormons and American Politics") David Campbell: "Sein persönlicher Hintergrund und seine an Umkleidekabinen-Gerede angelehnte Wortwahl stoßen Mormonen ab", so Campbell.

Zudem sei seine Rhetorik bei Immigrationsthemen problematisch. "Sein Plan, Muslime gänzlich zu verbannen oder sie einer extremen Überprüfung zu unterziehen, ist für eine Bevölkerungsgruppe, die von religiöser Diskriminierung betroffen war und ist, besonders grauenhaft." Trumps Ansichten würden auch mit dem von Toleranz geprägten Glauben der Mormonen nicht konform gehen.

Öffentliche Kritik

Unterdessen sparen Politiker, die selbst bekennende Mormonen sind, nicht mit öffentlicher Kritik an Trump. Einer der prominentesten ist dabei der republikanische Politiker und Präsidentschaftskandidat von 2012: Mitt Romney. In einem Interview mit dem TV-Sender CNN sagte Romney im Juni, dass er keinesfalls für seinen Parteikollegen stimmen werde. Er warf Trump vor, Rassismus, Bigotterie und Frauenhass zu unterstützen. "All diese Dinge sind sehr gefährlich für das Herz und den Charakter Amerikas", sagte Romney. "Ich wünschte, jeder in der Republikanischen Partei hätte Herrn Trump abgelehnt und jemand anderen gewählt. Hätte ich kandidiert, hätte ich ihn mir vorgeknöpft." Über Trumps sexistisch-beleidigende Aussagen in dem kürzlich aufgetauchten Video urteilte Romney, dass diese ein "Gesichtsverlust" für die USA seien.

Nicht nur Romney, auch zahlreiche andere Politiker der republikanischen Partei wenden sich aktiv gegen Trump. Jason Chaffetz, Mormone und republikanisches Mitglied des Repräsentantenhauses, sagte nach dem Leak des vulgären Trump-Videos, dass er Trump nicht länger "mit gutem Gewissen unterstützen" könne. Der republikanische Senator Michael Shumway Lee begründete seine Ablehnung damit, dass Trumps Äußerungen "inakzeptabel" seien.

Rückzug der republikanischen Mormonen

Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Pew Research Center zeigen außerdem, dass sich derzeit um die 48 Prozent der Mormonen als Republikaner bezeichnen. 2012, als Romney für das Amt des Präsidenten kandidierte, waren es noch 61 Prozent.

In Utah könnten die von der Bevölkerung gewählten sechs Wahlmänner damit erstmals seit über 40 Jahren nicht der republikanischen Partei angehören. Zuletzt gelang dies dem Demokraten und späteren Präsidenten Lyndon B. Johnson im Jahr 1964.

Kommentare