Urlaubsromanzen: Für immer vielleicht
Ihnen blieben nur zwei Tage, dann ging der Flug zurück nach Linz. Dass aus ihrem Urlaubsflirt die Liebe fürs Leben werden würde, ahnten Cornelia und Vassily nicht, als sie einander auf Korfu kennenlernten. In Kontakt zu bleiben, versprechen einander im Gefühlsrausch viele, oft bleiben Urlaubsbekanntschaften aber doch nur schöne Erinnerungen. Fast jeder zweite Österreicher hat sich einer Studie der Sprachlern-App Babbel zufolge schon einmal im Urlaub verliebt. 60 Prozent der Singles sind diesen Sommer offen für ein amouröses Abenteuer, ergab eine aktuelle Umfrage der Online-Partnerbörse Parship (Männer übrigens häufiger als Frauen).
Die Paar- und Sexualtherapeutin Claudia Wille überrascht das nicht. „Der Sommer ist eine Zeit der Offenheit, Menschen sind zugänglicher für etwas Neues. Im Urlaub kommt dazu, dass die Belastungen wegfallen und es nur um die schönen Dinge im Leben geht“, sagt sie. „Wenn das dann noch in einem fremden, exotischen Land ist, das einen fasziniert, ist es eine Kombination aus Verliebtsein in das neue Land und die Person. Das verbindet doppelt.“
Ein Flirt an der Poolbar, durchtanzte Nächte im Club oder ein entspannter Tag am Strand: Möglichkeiten, miteinander ins Gespräch zu kommen, gibt es im Urlaub wie Sand am Meer. Beim Anbandeln fernab der Heimat gibt es nur eine Regel: Einfach tun, nicht zu viel nachdenken. „Der größte Fehler, den man begehen kann, ist, dass man so ist wie immer“, sagt Liebesexpertin Wille. „Man ist weit weg von daheim und sieht diesen Menschen vielleicht nie wieder. Das ist eine Chance, zu sagen: Jetzt bin ich der tollste, wagemutigste, romantischste Mensch der Welt und mache Dinge, die ich normalerweise nicht tun würde. Man schafft sich quasi selbst eine Story, an die man noch Jahre später zurückdenkt.“
Daraus muss nicht zwingend eine Beziehung werden. „Es ist auch schön, sich auf eine Romanze einzustellen und das auch so stehen zu lassen. Davon nähren sich ja Romane: von den ungelebten Lieben, die niemals Alltag erfahren.“
Distanzen überwinden
Aber wie stehen die Chancen, dass das feriale Techtelmechtel vielleicht doch noch zur großen Liebe wird? Die Wahrscheinlichkeit sei höher, wenn man vorher schon in einem Modus der Beziehungssuche war, sagt die Paartherapeutin. Und es macht einen Unterschied, ob man sich in einen Einheimischen oder einen Österreicher verliebt, der ebenfalls im Urlaub ist. „Es ist natürlich einfacher, mit jemandem eine Beziehung aufzubauen, der nicht Tausende Kilometer entfernt lebt.“
Wenn sich einer der beiden trotz Versprechen nach dem Urlaub nicht meldet, ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass er unzuverlässig und somit nicht alltagstauglich ist. „Ansonsten ist es einfach ein langsames Kennenlernen, so wie bei allen anderen Beziehungen.“ Neue Medien wie WhatsApp oder Instagram sind ein Vorteil, wenn es darum geht, die Urlaubsromanze in den Alltag zu befördern. „Es ist gar nicht schlecht, sich erst schriftlich kennenzulernen und aus der Distanz etwaige Ängste zu überwinden“, meint Wille.
Der Großteil der Urlaubsflirts bleibt ein einmaliges Abenteuer. Laut einer repräsentativen Erhebung mit 1000 Österreichern lernten nur 4 Prozent ihren Partner im Urlaub kennen. Häufig setzt der Liebesblues noch ein, bevor der Koffer ausgepackt ist.
Statt im Facebook-Profil des anderen zu versinken oder in Dauerschleife die Lieder der letzten gemeinsamen Nacht zu hören, sollte man sich ablenken und folgenden tröstlichen Gedanken zurechtlegen, empfiehlt Wille: „Wenn ich es geschafft habe, mich zu öffnen, heißt das, dass ich mich auch hier wieder verlieben kann. Dann war dieser Mann, diese Frau vielleicht nur eine Brücke zu dem, was zu Hause sein soll. Ich bin also wieder bereit zu lieben und jemanden zu suchen, der dazu auch bereit ist.“
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